Wie Sie Gelenkschmerzen frühzeitig entgegenwirken
Mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung wird regelmäßig von Gelenkschmerzen geplagt. Durch den richtigen Umgang mit dem eigenen Körper und den Gelenken kann das oftmals gelindert oder gar vermieden werden. Im Experten-Interview erklärt Orthopäde Dr. Max Böhler, worauf man achten muss, welche die fünf wichtigsten Einflussfaktoren sind und was Gift für die Gelenke ist.
Gelenkschmerzen – Experten-Interview
Diese fünf Risikofaktoren sollten Sie beachten:
Bewegungsmangel
Bewegungsmangel ist eine der häufigsten Ursachen für Gelenkbeschwerden. Durch Bewegung wird die Knorpelsubstanz der Gelenke durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Wird das Gelenk nicht ausreichend bewegt, werden die Knorpel, die das Gelenk zusammenhalten, unterversorgt.
Neben dem Knorpelschwund nimmt auch die Muskelmasse ab, die Gelenkkapsel schrumpft, die Gelenkschmiere kann sich nicht genügend erneuern und in Folge werden die Gelenke unbeweglicher. „Wichtig ist, dass die Patienten, in Abstimmung mit einem Arzt, laufend einem schonenden Sport wie Schwimmen, Radfahren oder Walking nachgehen“, empfiehlt Dr. Böhler.
Falsches Schuhwerk
Dass sich Schuhe wie High Heels und Flip Flops negativ auf die Fußgesundheit und Gelenke auswirken, ist weitgehend bekannt. Aber auch zu enge und zu große Schuhe drängen den Fuß in eine ungesunde Position. „Blasen und Schmerzen sind die erste Folge, doch auf lange Sicht können dadurch Fehlstellungen verstärkt werden.
Da Fuß und Zehen sich beim Tragen von ungeeigneten Schuhen verkrampfen, arbeiten Gelenke und Muskeln anders als gewöhnlich, was zur Entstehung von Arthrose und weiteren Fehlstellungen führen kann“, warnt Dr. Böhler. Am besten sollte man daher Schuhe kaufen, in denen die Zehen genügend Spielraum haben und eine natürliche Abrollbewegung beim Gehen ermöglichen.
Übergewicht
Neben Bewegungsmangel ist Übergewicht eine der häufigsten Ursachen für Gelenkkrankheiten wie Arthrose. Vor allem Hüft- und Kniegelenk leiden unter den zusätzlichen Kilos besonders. Der Druck ist erhöht und lastet bei jedem Schritt und jeder Bewegung auf dem Gelenkknorpel. Dadurch nutzt sich der Knorpel schneller ab und Arthrose kann schon in jüngeren Jahren zum Problem werden. Ist der Gelenkknorpel erst einmal abgenutzt, gibt es keine Möglichkeit ihn wieder aufzubauen. Das Krankheitsbild ist somit irreversibel.
Aber Übergewicht schadet den Hüft- und Kniegelenken nicht nur aufgrund der zusätzlichen Kilos, sondern auch aufgrund hormoneller Faktoren. Demnach sondert das Fettgewebe das Hormon Leptin ab, das unter anderem das Körpergewicht reguliert. Dieses Hormon trägt zusätzlich zur Zerstörung des Gelenkknorpels bei.
Ungesunde Ernährung
Leidet man unter regelmäßigen Gelenkschmerzen, sollte man einen genaueren Blick auf seine Ernährung werfen. Vor allem rotes Fleisch enthält Nitrite und Purine, die Entzündungen und Schmerzen in den Gelenken begünstigen. Ebenso entwickeln stark erhitzte oder frittierte Lebensmitteln Toxine, die Proteine im Körper beschädigen und Entzündungen fördern. „Stark gesalzene Lebensmittel und gesüßte Getränke, fertige Dressings, weißes Gebäck und Teigwaren, Milchprodukte sowie Fleisch- und Wurstwaren sollten auf ein Minimum reduziert und durch gesunde Alternativen ersetzt werden.
Bei Gelenkschmerzen sollten vor allem Lebensmittel mit vielen Omega-3-Fettsäuren in die Ernährung aufgenommen werden“, rät Dr. Böhler. Omega-3-Fettsäuren sind entzündungshemmend und in Lebensmitteln wie Nüssen, Kürbiskernen und Olivenöl enthalten.
Übermäßiger Sport – zuviel des Guten
Auch zu viel Sport kann die Gelenke schädigen. Das ist aber nur dann der Fall, wenn die falsche Sportart, ungeeignete Sportgeräte oder ein übertriebenes Ausmaß gewählt werden – zum Beispiel das Laufen mit falschen Schuhen oder eine Fehlbelastung beim Muskeltraining. Besonders belastend sind ruckartige Sportarten, die schnelles Abbremsen erfordern oder durch Unebenheiten viele Stöße auf Gelenke auslösen wie Tennis, Laufen und Fußball.
Ebenso zählt Skifahren aufgrund der hohen Verletzungsgefahr zu den risikoreichsten Sportarten. Regelmäßige Bewegungen sind gelenkschonend und sollten bevorzugt ausgeübt werden.
Univ.Doz. Dr. Max Böhler (Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie)
Dr. Max Böhler ist spezialisiert auf Endoprothetik und hat bereits über 9.000 chirurgische Eingriffe durchgeführt. Er führt zwei Ordinationen in Wien Favoriten und in Baden bei Wien. Neben seiner Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der Medizinischen Universität Wien als Konsiliarorthopäde am Evangelischen KH Wien Währing und in der Privatklinik Rudolfinerhaus, ist Dr. Böhler orthopädischer Fachgutachter der Ethikkommission der Gemeinde Wien und allgemein beeideter & gerichtlich zertifizierter Gerichtssachverständiger. Er war bereits in verschiedensten Spitälern, Krankenhäusern und Kliniken im In- und Ausland tätig (u.a. Wien, Amsterdam, Bern, Cleveland, Paris). Weitere Informationen unter: www.max-boehler.at
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