So vermeiden Sie schlechte Sicht im Winter
Der schnelle Wechsel von warm auf kalt ist auch für unsere Augen eine anstrengende Umstellung. Besonders die frühe Dunkelheit, der Nebel und die nassen Witterungsverhältnissen bedeuten eine große Belastung für die Augen.
Gerade im Straßenverkehr erhöht sich dadurch das Sicherheitsrisiko. Um dieses zu verhindern, sollte nicht nur das Auto wintertauglich gemacht werden, sondern auch das eigene Sehorgan.
Schlechte Sicht im Winter vermeiden – Artikelübersicht:
- Dämmerungsmyopie
- Warum verschlechtert sich häufig die Sicht bei Dunkelheit mit zunehmendem Alter?
- Besondere Sichtverhältnisse erfordern besondere Maßnahmen
- So können die Augen im Straßenverkehr entlastet werden
- Linktipps
In der kalten Jahreszeit, wenn frühzeitig Dunkelheit, Nebel und nasse Witterungsverhältnisse auftreten, ist die Sicht während des Auto- und Fahrradfahrens oft beeinträchtigt. Ob mit dem Auto, dem Fahrrad oder auch mit dem Scooter, gerade in den Herbst- und Wintermonaten werden von unseren Augen Höchstleistungen gefordert.
Die Ursachen sind vielfältig, deshalb müssen auch die Vorbeugungsmaßnahmen genau abgestimmt werden.
Dämmerungsmyopie
Dämmerungsmyopie (nocturnal myopia) bezieht sich auf eine spezifische Art von Kurzsichtigkeit, die in der Dämmerung oder bei schwachem Licht auftritt.
Es handelt sich um eine Form der Kurzsichtigkeit, die durch Refraktionsänderungen mit abnehmender Leuchtdichte verursacht wird. Dies kann bei nicht wenigen Menschen zu Sehproblemen in der Dämmerung und bei Nacht führen.
Die genaue Ursache für Dämmerungsmyopie wird in der Literatur über drei Effekte erklärt: die Akkommodationsruhelage, die sphärische Aberration und die Purkinje-Verschiebung.
Akkommodationsruhelage: Die Akkommodationsruhelage bezeichnet den Zustand der Augenlinse, wenn das Auge entspannt ist und sich nicht auf ein nahes Objekt fokussiert. In diesem Zustand ist die Linse flach.
Sphärische Aberration: Sphärische Aberration ist eine optische Unschärfe, die auftritt, wenn Lichtstrahlen, die durch verschiedene Bereiche einer Linse oder eines optischen Systems gehen, unterschiedlich gebrochen werden. Dies kann zu unscharfen Bildern führen, insbesondere am Rand des Sichtfelds.
Purkinje-Verschiebung: Die Purkinje-Verschiebung beschreibt die Veränderung der Helligkeit und Farbwahrnehmung von Objekten je nach Beleuchtungsbedingungen. Bei schwachem Licht nimmt die Empfindlichkeit des Auges für kurzwelliges Licht (z.B., Blau) im Vergleich zu langwelligem Licht (z.B., Rot) zu. Dies kann zu einer scheinbaren Veränderung der Farbwahrnehmung führen.
Warum verschlechtert sich häufig die Sicht bei Dunkelheit mit zunehmendem Alter?
Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich das Dämmerungs- und Nachtsehen bei vielen Menschen.
Dies liegt daran, dass die Pupille im Laufe des Lebens ihre Fähigkeit verliert, sich in der Dunkelheit richtig zu weiten. Dadurch gelangt weniger Licht ins Auge, was zu einer schlechteren Sicht bei Dunkelheit führt.
Zudem nimmt die Blendempfindlichkeit oft zu, und es dauert länger, bis sich die Augen aus der Dunkelheit an helles Licht gewöhnen. Die Pupillen werden im Alter oft weniger effizient, sowohl in ihrer Fähigkeit, sich zu verengen als auch zu erweitern.
Bei schwachem Licht können die Pupillen möglicherweise nicht so weit öffnen, um mehr Licht einzulassen, was zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Blendung führen kann.
Die Tränenproduktion und die Zusammensetzung des Tränenfilms können sich im Alter ändern. Eine unzureichende Befeuchtung der Augenoberfläche kann die Blendempfindlichkeit erhöhen.
Des Weiteren können altersbedingte Veränderungen wie die Eintrübung der Augenlinse und eine verringerte Durchblutung der Netzhaut zu einer Verschlechterung des Sehvermögens bei schlechten Lichtverhältnissen beitragen.
Besondere Sichtverhältnisse erfordern besondere Maßnahmen
Rasche Blickwechsel, sich ändernde Lichtverhältnisse und hohe Konzentration, um schnell reagieren bzw. auf andere Verkehrsteilnehmer achten zu können, bedeuten ein richtiges Work-out. „Was unsere Augen hier leisten müssen, unterschätzen die meisten.
In der kalten Jahreszeit kommen weitere Anforderungen hinzu: Es dämmert früher, Nebel hängt über den Straßen, Regen prasselt auf die Windschutzscheibe bzw. ins Gesicht und die Fahrbahnen sind durch den häufigen Niederschlag nass und rutschig.
Blendet dann auch noch die Straßen- oder Fahrzeugbeleuchtung, erhöht sich das Unfallrisiko im Straßenverkehr drastisch. Denn überanstrengte oder durch äußere Einflüsse beeinträchtigte Augen sind oft der Auslöser von Unfällen“, betont Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker und erklärt, mit welchen Tipps schlechtes Sehen vermieden werden kann.
So können die Augen im Straßenverkehr entlastet werden
Lichtverhältnisse und Dunkelheit richtig einschätzen:
- Tragen Sie bei Dunkelheit eine geeignete Sehhilfe, wenn Sie unter Myopie (Kurzsichtigkeit) oder einer anderen Sehbeeinträchtigung leiden.
- Vermeiden Sie das Tragen von zu dunklen Sonnenbrillen während der Dämmerung und der Nacht, da diese die Sicht weiter verschlechtern können.
Dämmerungsmyopie entgegenwirken
Autofahren im Dunkeln hat oftmals seine Tücken. „Wer sich besonders beim Fahren am Abend unsicher fühlt, leidet eventuell an einer Dämmerungskurzsichtigkeit. Die in der Dunkelheit größeren Pupillen führen zu einer Änderung der Lichtbrechung in den Augen. Unter diesen Umständen brauchen die Augen eine andere Brille bzw. Dioptrienstärke“, erklärt Gschweidl.
Vor Blendung schützen
Entgegenkommende Fahrzeuge können eine unangenehme Blendung auslösen. Grund dafür ist der hohe Blauanteil des Lichtspektrums in den LED-Lichtern der Autos. Um sich davor zu schützen, helfen spezielle Brillengläser, die dank Veredelung bzw. Beschichtung diesen Blauanteil des durchfallenden Lichts reduzieren.
- Verwenden Sie eine Anti-Glare-Beschichtung auf Brillen oder wählen Sie Brillen mit polarisierten Gläsern, um Blendung durch Scheinwerferlicht zu reduzieren.
- Stellen Sie sicher, dass die Windschutzscheibe Ihres Fahrzeugs sauber ist, um Blendung durch Lichtreflexionen zu minimieren.
- Nassglanz auf der Straße und von nassen Oberflächen kann zu Reflexionen führen. Polarisierte Brillen können dabei helfen, diese Reflexionen zu reduzieren.
Augenbefeuchtung
- Kalte Luft im Winter kann die Augen austrocknen. Benutzen Sie bei Bedarf künstliche Tränen, um die Augen zu befeuchten.
- Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, achten Sie darauf, dass sie nicht austrocknen, und verwenden Sie bei Bedarf befeuchtende Augentropfen.
Den ständigen Blickwechsel unterstützen
Alle paar Sekunden wechseln Autofahrer den Blick zwischen Straße, Rückspiegel, Seitenspiegel sowie Armaturenbrett und Navi. Besonders der Wechsel zwischen Ferne und Nähe bedeutet erhöhte Anstrengung und Konzentration für unsere Augen, vor allem für Menschen, bei denen die Presbyopie, auch Altersweitsichtigkeit genannt, bereits fortgeschritten ist.
Denn hier fällt das Sehen in der Nähe besonders schwer. Gschweidl empfiehlt daher spezielle Gläser für Autolenker ab Mitte 40. Diese verfügen über einen extra breiten oberen Bereich für die Fernsicht und eine entsprechende Nahunterstützung im unteren Glasbereich.
Nebel
- Bei Nebel ist die Sicht oft stark eingeschränkt. Verwenden Sie bei Bedarf Nebelscheinwerfer und -rücklichter am Fahrzeug.
- Tragen Sie bei Bedarf eine Brille mit Anti-Beschlag-Beschichtung, um das Beschlagen der Gläser zu reduzieren.
Schutz vor Wind
Wer sich auch bei kalten Temperaturen auf sein Fahrrad setzt, der weiß, dass neben den bereits erwähnten Risikofaktoren für Radfahrer noch der unangenehme Fahrtwind hinzukommt. Dieser kann die Augen nicht nur austrocknen, sondern auch durch Schmutz verletzen.
„Um sich vor Wind, aber auch vor Blendung zu schützen, hilft eine optische Sportbrille mit großem Sichtfeld und guter Belüftung, die zudem seitlich gut abschließt“, so der Bundesinnungsmeister.
Regelmäßige Augenuntersuchungen sind besonders in den dunklen Wintermonaten wichtig. Eine gute Sehkraft und angepasste Sehhilfen sind entscheidend, um sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Falls Sie Unsicherheiten bezüglich Ihrer Sehfähigkeit haben oder Veränderungen bemerken, suchen Sie einen Augenarzt auf.
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Quelle:
¹ Nachtblindheit – Ursachen, Symtome und Behandlung (Kuratorium Gutes Sehen e.V.)
² Refraktionsänderungen in Dämmerung und Nacht (Dissertation Philipp Hessler, M.Sc.)
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