„Modernes“ Suchtverhalten
Die Zahl der Süchte, die nicht an irgendwelche Stoffe, wie Alkohol, Nikotin oder Drogen gebunden sind, wird in den letzten Jahren stetig größer. Die genaue Diagnose fällt bei einigen dieser neuen Süchte jedoch schwer und auch die Therapieansätze sind noch nicht ganz ausgebaut. Aber um was geht es überhaupt bei den „neuen Süchten“? Und wer ist gefährdet?
Süchte nach legalen Drogen
Die Zahl der Alkohol- oder Nikotinabhängigen, deren Sucht als legal bezeichnet wird, nimmt noch immer einen hohen Stellenwert ein. Und obwohl die Medien immer wieder davon sprechen, dass illegale Drogen sich ständig weiter verbreiten und die Zahl derer, die danach süchtig sind, steigt, muss ganz klar gesagt werden, dass die legalen Drogen und ihre Abhängigen den größeren Platz in der Statistik einnehmen.
Um was geht es bei den „neuen Süchten“?
Menschen, die an Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie leiden , oder solche, die spielsüchtig sind, gehören zu denen, deren Süchte schon lange Zeit bekannt sind und auch durch verschiedene Therapiemöglichkeiten behandelt werden können.
Zu den „neuen Süchten“ zählen Internetsucht, Arbeitssucht, Kaufsucht oder Sexsucht, die zu den nicht-stofflichen Süchten zählen.
Bei diesen Süchte treten die typischen Symptome auf, die man bei Süchten antrifft: der Verlust der Kontrolle über sich selbst, die Entwicklung einer Toleranz der Sucht gegenüber, die einhergeht mit Verharmlosung des Suchtverhaltens, die ständige Erhöhung der Dosis, die Entzugserscheinungen, die sich psychisch bemerkbar machen, der immer größer werdende Raum, den die Sucht einnimmt, indem sie zum Lebensinhalt wird, die Auswirkungen auf Beziehungen zu Familie, Freunden und Partner, welche nicht mehr aufrecht erhalten werden können und zuletzt in vielen Fällen der finanzielle Ruin, der durch die Finanzierung der Sucht entsteht.
Die Glücksspielsucht
Diese Sucht ist inzwischen schon in den Krankheitskatalog der psychischen Krankheiten aufgenommen worden. In Österreich gelten schon 4 bis 6 % der Bevölkerung als spielsüchtig, wovon der Anteil der Männer mit 90% zu Buche schlägt. Für die Glücksspielsucht gibt es effektive Therapiemöglichkeiten, sobald sich der Süchtige für eine Therapie entscheidet.
Die Internetsucht
Die Sucht nach dem Internet betrifft immer mehr nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Jugendliche und Kinder, die mit ihren Smartphone Zugang zu Sozialen Netzwerken oder Online-Games haben. Eine krankhafte Abhängigkeit vom Internet schreiben Experten ca. 500.000 Menschen in Österreich zu, wobei die Dunkelziffer hoch ist.
Die Arbeitssucht
Immer mehr Menschen sind süchtig nach Arbeit und können am Wochenende kaum erwarten wieder zur Arbeitsstelle zu kommen oder gehen freiwillig am Sams- oder Sonntagen noch ins Büro. Jedoch ist es bei dieser Sucht schwierig, eine wirkliche Diagnose zu stellen, denn nicht alle Menschen, die viel arbeiten sind auch automatisch süchtig nach Arbeit. Manche müssen viel arbeiten, um ihre Familie zu ernähren, das hat dann nicht viel mit Sucht zu tun.
Sucht wird es erst dann, wenn alle sozialen Beziehungen keinen Platz mehr im Leben der Arbeitssüchtigen haben und er sogar dann noch Arbeit findet, wenn es eigentlich keine mehr gibt. Er findet sogar einen Weg, Arbeit zu verstecken und für die Zeit zu horten, wo es vermeintlich keine Aufgaben mehr für ihn gibt.
Die Kaufsucht
Die Kaufsucht ist ein Phänomen, das sich in allen Gesellschaftsschichten abspielt. Verkaufssender im Fernsehen und das bargeldlose Zahlen machen die Sache für die Süchtigen noch einfacher.
Bei der Kaufsucht geht es nicht um „Frust-Einkäufe“, die jeder schon einmal aus unterschiedlichen Gründen getätigt hat. Der Kaufsüchtige erfährt seine Befriedigung durch den Vorgang des Kaufens, wobei es sich oft um Dinge handelt, die er gar nicht braucht, oder schon mehrmals Zuhause im Schrank hat.
Schon kurz nach dem Kaufen ist die Befriedigung vorbei und der Kaufsüchtige fühlt sich innerlich leer, niedergeschlagen und von sich selbst enttäuscht. Diese Emotionen können ihn wiederum zu einem unnötigen Einkauf verleiten. Sehr oft erkennen die Kaufsüchtigen die Dringlichkeit einer Behandlung erst, wenn sie sich durch hohe Schuldenberge nicht mehr herauskämpfen können und der finanzielle Ruin eingetreten ist.
Die Sexsucht
Die Sexsucht tritt manchmal in Kombination mit anderen Süchten wie Alkoholismus, Drogensucht oder Medikamentensucht auf. Die Dunkelziffer dieser Sucht ist recht hoch, da Betroffene sich aus Scham nicht um eine Therapie bemühen. Der Auslöser von Sexsucht wird oft durch die Freizügigkeit in den Medien und im Internet forciert. Da es vielfache Formen von sexuellen Süchten gibt, ist eine Abgrenzung, Diagnose und Therapie bei dieser Sucht im Moment noch sehr schwierig.
Gibt es Therapien für die „neuen Süchte“?
Die Behandlungsmethoden für die „neuen Süchte“ stecken noch in den Anfängen, da es noch nicht hinreichende Erfahrungswerte aus medizinisch -klinischen Studien gibt, durch die man auf effektive Behandlungsmethoden schließen könnte. Das Problematischste an den Süchten ist der Kontrollverlust.
Der Süchtige muss einen Weg finden, sein Selbstbewusstsein zu stärken, denn bei vielen Süchten ist dies einer der fehlenden Eigenschaften. Ganz wichtig ist es die Lebenssituation und das Umfeld des Süchtigen zur Diagnose und Therapie hinzuzuziehen, da nur dann ein Erfolg erzielt werden kann.
Linktipps
– Die Smartphone Sucht
– Umgang mit Medien lernen
– Legal Highs – Situation in Österreich
– Instagram & Co. als Gesundheitsrisiko?