Minipille – das östrogenfreie Verhütungsmittel
Frauen können in Österreich aus unterschiedlichen Verhütungspräparaten wählen. Dieser Beitrag beleuchtet die Anwendung, Kosten, Wirkung als auch Vor- und Nachteile diverser Antibabypillen. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Antibabypille mit Einnahmepause wird die Minipille durchgängig eingenommen. Sie enthält im Gegensatz zu anderen Präparaten kein Östrogen sondern lediglich ein Gestagen. Das hat Vor- aber auch Nachteile.
Minipille: Was ist das?
Im Gegensatz zu Kombinationspräparaten (Antibabypille) enthält die Minipille lediglich ein Gestagen. Damit kann sie hinsichtlich Wirkung und Gestagen Dosierung mit der Drei-Monats-Spritze, der Hormonspirale oder Verhütungsstäbchen verglichen werden. In Österreich sind Minipillen mit zwei verschiedenen Wirkstoffen erhätlich. Entweder halten die Produkte das Gestagen Desogestrel oder Levonorgestrel. Beide Hormone wirken ähnlich.
Da Desogestrel jedoch auch den monatlichen Eisprung verhindert, weisen Minipillen mit diesem Wirkstoff oftmals einen niedrigen Pearl Index auf.
Exkurs: Dieser Index gibt an, wie viele Frauen (von insgesamt 1000 Frauen) trotz der korrekten Einnahme beziehungsweise Anwendung eines Verhütungsmittels schwanger werden. Der Pearl Index der Minipille variiert je nach Präparat zwischen 0,14 und 3. Der Pearl Index von Kondomen liegt zwischen 2 und 12. Kommt kein Verhütungsmittel zum Einsatz, liegt der Index bei 80.
Wirkung der Minipille
Erfolgt eine regelmäßige Einnahme der Minipille (ohne Einnahmepause) verdickt sich der Schleim im Bereich des Gebärmutterhalses. Dies erschwert das Durchdringen von Spermien. Aufgrund der regelmäßig zugeführten Gestagendosis bleibt dieser Zustand während des gesamten Monatszyklus bestehen.
Sollte es Spermien dennoch gelingen, den Gebärmutterhals zu passieren, verhindert eine weitere Wirkung der Minipille die Einnistung einer eventuell befruchteten Eizelle. Das Gestagen (Gelbkörperhormon) verhindert dann nämlich zuverlässig den monatlichen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.
Darüber hinaus verhindert das orale Kontrazeptivum mit Desogestrel auch den monatlichen Eisprung, wodurch die Zuverlässigkeitder Minipille weiters ansteigt.
Anwendung der Minipille
Im Gegensatz zu kombinierten Hormonpräparaten werden Minipillen täglich ohne siebentägige Einnahmepause angewendet. Pro Packung sind 28 gestagenhältige Filmtabletten enthalten. Sind diese aufgebraucht, ist lückenlos die neue Packung zu beginnen.
Minipillen: Für wen sind sie geeignet?
Es gibt Frauen, die eine hormonelle Verhütungsmethode suchen, jedoch Östrogene nicht vertragen beziehungsweise andere Kontraindikationen zutreffen. Hiervon betroffen sind beispielsweise Personen, die sehr viel rauchen beziehungsweise ein erhöhtes Risiko für Thrombose aufweisen.
In diesen Fällen kann die Minipille eine gute Alternative sein. So eignet sich die Minipille beispielsweise für Anwenderinnen, die mit normalen Pillenpräparaten unter Kopfschmerzen beziehungsweise Wassereinlagerungen in den Beinen leiden.
Zudem kommt die Minipille vereinzelt für stillende Mütter infrage. Während der Stillzeit kann die Minipille eingenommen werden, da klinische Studien die extrem geringen Anteile von Gestagenen in der Muttermilch mehrfach belegten.
Im Gegensatz zu Kombinationspräparaten kann die Minipille zudem von Frauen jeden Alters eingenommen werden. Es gilt keine Altersbeschränkung bei der Einnahme von Minipillen, die bie anderen Antibabypillen oftmals bei 35 Jahren angegeben wird. Die Minipille eignet sich auch für Frauen mit Übergewicht, Hypertonie und Diabetes mellitus.
Wann ist die Minipille nicht anzuwenden?
Für die östrogenfreie Pille sind nur sehr wenige Gegenanzeigen bekannt. Nur Frauen mit Brustkrebs wird von der Einnahme abgeraten. Sollten Lebererkrankungen vorliegen, ist den Empfehlungen des Arztes zu folgen.
Aufgrund der notwendigen Regelmäßigkeit bei der Einnahme sollten Patientinnen auch von der Minipille absehen, wenn sie beispielsweise im Schichtdienst arbeiten oder viel reisen und Zeitverschiebungen ausgesetzt sind.
Die Minipille – Vor – und Nachteile
Wird die Minipille regelmäßig angewendet, nimmt die Stärke der monatlichen Regelblutung nach ein paar Monaten ab. In diesem Zusammenhang vermindern sich auch die damit verbunden starken Menstruationsbeschwerden. Aus diesem Grund verordnen Frauenärzte die Minipille vereinzelt auch Frauen, die unter starken Regelschmerzen leiden.
Ein weiterer Vorteil der Minipille besteht darin, dass sie aufgrund der fehlenden Östrogene mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden ist, als dies bei der ‚klassischen‘ Antibabypille der Fall ist.
Eine tägliche regelmässige Einnahme der Minipille ist unbedingt notwendig! In diesem Zusammenhang steigt das Risiko für mögliche Anwendungsfehler, was als Nachteil betrachtet werden kann.
Wie sicher ist die Minipille?
Klinische Studien zeigen, dass Minipillen trotz des fehlenden Östrogens in puncto Sicherheit mit der kombinierten Pille vergleichbar sind. Dennoch weisen Frauenärzte darauf hin, dass diese Sicherheit nur dann gegeben ist, wenn die Minipille täglich zur selben Zeit eingenommen wird.
Es ist zu beachten, dass die zuverlässige Wirkung der Minipille bei Durchfall und Erbrechen minimiert wird. Auch sinkt die Verhütungssicherheit, wenn die Frau während der Anwendung der Minipille weitere Medikamente wie beispielsweise Antibiotika, Antipsychotika, Antiepileptika oder Johanniskraut einnimmt.
Welche Nebenwirkungen sind bei der Minipille möglich?
Die häufigsten Nebenwirkungen der Minipille sind Veränderungen bei der Regelblutungen. Vor allem am Afang der Anwendung treten oftmals Zwischenblutungen auf. Aus medizinischer Sicht sind diese nicht gefährlich, jedoch wird dieser Effekt seitens der Frauen oftmals als unangenehm empfunden.
Gleichzeitig kann die Minipille auch ein Ausbleiben beziehungsweise ein verzögertes Einsetzen der Regelblutung verursachen. Vereinzelt kann dies Frauen in Bezug auf mögliche Schwangerschaften verunsichern. Mit der Zeit kommt es jedoch zu regelmäßigen Blutungen.
Während der ersten Anwendungen der Minipille bemerken Frauen zudem typische mögliche Nebenwirkungen von Antibabypillen, wie Übelkeit, Akne, Spannungsgefühl in den Brüsten beziehungsweise eine deutliche Gewichtszunahme, die jedoch meist nach einem halbem Jahr aufhören.
Wer berät zur Minipille in Österreich?
Das hormonelle Medikament zur langfristigen Empfängnisverhütung ist in Österreich rezeptpflichtig. Eine Erstverschreibung der Minipille kann lediglich der Frauenarzt vornehmen. Dies hängt damit zusammen, dass sich aufgrund der aktuellen oder vorausgegangenen Krankengeschichte der Frau nicht jedes Präparat zur Verhütung eignet.
Mit dem Rezept kann die Minipille in der Apotheke erworben werden. Für weitere Fragen zur Verhütung bieten österreichweite Jugend- und Frauenberatungsstellen einen kostenfreien Informationsservice an.
Welche Kosten sind mit der Minipille verbunden?
Der Preis wird vom jeweiligen Präparat, aber auch der Packungsgröße mitbestimmt. Eine Monatspackung kostet in Österreich zwischen 7 und 13 Euro. Der Preis der Minipille für eine Drei-Monatspackung beläuft sich auf 21 bis 33 Euro. In Österreich tragen Sozialversicherungsträger die Kosten für die Minipille nicht!
Linktipps
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