Krankenhaushygiene in Österreich mangelhaft
Wie auch die Chirurgie und die Geburtshilfe ist die Krankenhaushygiene ein medizinisches Fachgebiet. Die Krankenhaushygiene umfasst dabei die Umsetzung, aber auch die Erforschung von Maßnahmen im Bezug auf die Hygiene in Krankenhäusern, wo Patienten stationär bzw. ambulant behandelt werden. Die entsprechenden Richtlinien gelten auch für Zahnarzt- und Arztpraxen. Hierzu gehören hygienische Maßnahmen für den Schutz der Patienten, des Personals und der Besucher. Ziel ist es allgemein durch die Krankenhaushygiene zu verhindern, dass eine Weiterverbreitung von Krankheitserregern und gesundheitsschädlichen Substanzen verhindert wird. Die Krankenhaushygiene ist daher auch ein bindender Baustein im Rahmen der Prävention und des Arbeitsschutzes.
Die Krankenhaushygiene umfasst dabei insbesondere Präventionsmaßnahmen und antiinfektiösen Verfahren wie die Sterilisation, die Desinfektion, die Antiseptik und die Raumlufttechnik. In Österreich existieren natürlich auch entsprechende Gesetze und Richtlinien und es gibt auch eine Sonderausbildung – durchführbar seit 2012 – zur Hygienefachkraft durch die Österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Die Ausbildung liegt aber nicht allein in deren Händen. Und der in Österreich herrschende Föderalismus scheint bindende Maßnahmen zur Hygiene in den Spitälern nachhaltig zu verhindern. Die Krankenhaushygiene in Österreich wird daher als mangelhaft bezeichnet. Grund dafür ist, dass die Pflege und damit auch die Bestimmungen im Bezug auf die Krankenhaushygiene Sache der einzelnen Bundesländer sind.
2400 Tote und viel hohe Zahl von Infektionsfällen jährlich
Viele der Infektions- und Todesfälle in Österreich, die auf Infektionen zurückzuführen sind, die sich die Verstorbenen erst im Spital zugezogen haben, sind erschreckend. Es sind jährlich ca. 2400 Fälle von Patienten, die sich Infektionen zusätzlich zu ihrem Grundleiden in Spitälern zuziehen und letztlich daran sterben. Die Zahl derer, die sich infizieren und länger im Spital bleiben müssen deshalb ist vielfach so hoch. Man spricht hier von einer sogenannten nosokomialen Infektionen.
Dabei könnte 1/3 der Fälle in den österreichischen Spitälern leicht vermieden werden. Doch es mangelt an der bundesweiten Umsetzung und auch an Kontrollen. Die Patienten indes tragend die körperliche und psychische Last von derartigen Verfehlungen. Es gibt sogar Fälle, bei denen Gliedmaße amputiert werden mussten. Doch die Zahl der Patienten, die nach einer nosokomialen Infektion sterben, ist eben bedenklich und erfordert ein Umdenken. Doch mit diesen Fallzahlen liegt Österreich im Bezug auf die nosokomialen Infektionen noch im europäischen Durchschnitt.
Art der Infektionen
Die Infektionsrate liegt in der EU und somit auch in Österreich bei 6 Prozent. Zu den nosokomialen Infektionen zählen dabei Pneumokokken, aber auch Harnwegs- und Wundinfektionen. Doch zunehmend rücken auch Infektionen mit dem Durchfallkeim Clostridium difficile in den Fokus. Wer sich im Krankenhaus damit infiziert, der hat nur eine Überlebenschance von 80 Prozent. Dadurch, dass ein Patient allgemein eine nosokomiale Infektion erworben hat, steigt die Zahl der Tage im Spital durchschnittlich noch einmal um 10 Tage. Zudem erleiden rund 15 Prozent der Patienten einen Rückfall (Rezidiv).
Ärzte haben weniger Zeit
Die Patienten selbst sind natürlich nicht daran schuld, wenn sie mit einem Krankenhauskeim infiziert werden. Hier ist das Personal gefragt. Doch die Arbeitszeit von Ärzten wurde zum 1. Jänner 2015 von 60 auf 48 Stunden reduziert. Jeder in einem Spital tätiger Arzt kann dabei inzwischen bestätigen, dass dies erhebliche negative Auswirkungen auf die Versorgung der Patienten hat, aber auch auf Forschung und Ausbildung. Befürwortern von dieser Reduktion bringt dies natürlich erst einmal die verringerte Wahrscheinlichkeit von Fehlern aufgrund von Schlafmangel. Doch letztlich bedeutet dies auch einen negativen Effekt im Hinblick auf die Beachtung von Hygienevorschriften. Denn der Arzt muss bei 12 Stunden weniger Arbeitspensum die gleiche Leistung erbringen wie vorher. Zusätzliche Stellen wurden nämlich nur vereinzelt geschaffen.
Und dies bedeutet letztlich, dass weniger ein Augenmerk darauf gelegt wird, dass man die Hygienevorschriften einhält, also zum Beispiel das Hände desinfizieren vor jedem Gang zu einem neuen Patienten. Doch gerade die Desinfektion der Hände ist ein wesentlicher Bestandteil der Präventionsmaßnahmen, die dazu beitragen, dass sich Keime erst gar nicht ausbreiten können. Und zudem ist Krankenhaushygiene eh Teamarbeit – also eine Sache von allen in einem Spital tätigen Mitarbeitern, angefangen vom Krankenhauschef über die Ärzte und Krankenschwestern und Pfleger bis zum Reinigungspersonal.