Frühgeburten in Österreich
2013 wies eine damals aktuelle Studie für Österreich eine erschreckend hohe Säuglingssterblichkeit aus. Viele stellten und stellen sich in Österreich die Frage, ob die Geburtsmedizin im Land tatsächlich so schlecht ist? Dabei diskutiert man in Österreich schon lange, wo die Grenze zwischen Lebenshilfe und „Nichtstun“ liegt. So beraten Ärzte mit Eltern bei einer Geburt in der 23. Schwangerschaftswoche darüber, ob man ein so extremes Frühchen aktiv ins Leben holen oder doch sterben lassen soll. Für die Eltern ist dies auf jeden Fall eine belastende Entscheidung. Dies gilt zwar auch für Schweden und die Niederlande, doch dort werden Frühgeburten vor der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche nicht intensivmedizinisch betreut, da das Sterberisiko zu hoch ist.
Denn laut Statistik sterben bis zu 70 Prozent dieser extremen Frühchen. In Österreich hat man die Grenze zwischen aktiver Lebenshilfe und „Nichtstun“ bis zur vollendeten 22. Schwangerschaftswoche heruntergeschraubt. Man traut sich in Österreich inzwischen dank der in Österreich vorhandenen und hoch entwickelte Pränataldiagnostik und -betreuung die Betreuung von derartigen Frühchen.
Wenn nötig, werden sogar noch während der Schwangerschaft im Mutterleib Operationen vorgenommen.
Körperliche oder neurologische Defizite
2013 lag die Zahl der Frühgeburten bei 8,2 Prozent. Das heißt jede 12. Lebendgeburt war eine Frühgeburt. Natürlich wird in Österreich auch während des Geburtsvorgangs überwacht, wie es dem Kind geht. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Kindern mit Defekten, wie einem schweren Herzfehler, zur Welt kommen. Es werden häufig aber auch körperliche oder neurologische Defizite festgestellt. Doch gelingt es in Österreich auch immer mehr Extremfrühchen auch ohne bleibende Schäden durchzubringen.
Die Sache mit der Statistik
2011 verzeichnete Österreich eine Frühgeburtenrate von 10,7 Prozent. 1990 lag die Prozentzahl noch bei 8,1 Prozent. Doch viele eigentlich vor dem Tod bewahrte Frühgeborenen verbringen ihr Leben dann mit teils schweren körperlichen oder neurologischen Defiziten. Teils verlieren in Österreich die Ärzte aber auch nach Wochen, weil es zu einer Komplikation kommt und die Kinder an einem Infekt versterben. Deren Tod wird dann im Geburtenregister in Österreich unter der Kategorie Säuglingssterblichkeit vermerkt. Die Säuglingssterblichkeit liegt in Österreich bei 3,9 pro 1000 Lebendgeburten im Jahr 2013.
Das ist eine Zahl, die über dem europäischen Durchschnitt liegt. Jedoch kann man die Zahlen aus ganz Europa, wo auch Zahlen aus Weißrussland eingeschlossen sind, praktisch nicht vergleichen.
Die Meldesysteme sind in den einzelnen Ländern völlig unterschiedlich. In Österreich ist es so, dass auch Frühchen, wenn sie zwar nicht als lebensfähig angesehen werden, aber bei der Geburt einen Hauch von Lebenszeichen von sich geben, wie etwa einer Nabelschnurpulsation, bereits als lebend betrachtet werden. Während man hierzulande die Systeme anderer Länder bemängelt, ist es in Österreich so, dass nur Totgeburten einen Eintrag ins Register bekommen. Frühgeburten unter 500 Gramm Gewicht bei der Geburt werden nicht erfasst und es gibt für sie keine Beurkundung. Denn deren Existenz wird amtlich nicht anerkannt.
Einteilung von Frühgeburten
In Österreich gibt es entsprechend eine Einteilung von Frühgeburten. Diese richtet sich nach dem Schwangerschaftsalter (Gestationsalter) bzw. dem Geburtsgewicht. Bei einer Geburt vor der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche wird in Österreich von einer extrem frühen Frühgeburt gesprochen. Diese Kinder haben meist ein Geburtsgewicht von unter 1000 Gramm. Frühgeburten, die nach der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche, aber vor der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen gelten als sehr frühe Frühgeburt und haben ein Geburtsgewicht von 1500 Gramm. Kommt ein Kind nach der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche, aber vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Geburt, gilt es als mäßig frühe bzw. späte Frühgeburt. Das Geburtsgewicht liegt dann bei 2500 Gramm. Abzugrenzen sind hier wiederum Säuglinge, die nach der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, aber ein vermindertes Geburtsgewicht haben, und zwar von unter 2500 Gramm.
Jährlich gibt es in Österreich rund 8000 Frühgeburten. Rund 50 Prozent haben heute keinerlei Entwicklungsprobleme. Doch 40 Prozent leiden unter leichten Folgeerkrankungen und benötigen eine unterstützende Therapie. Doch in Österreich besteht kein Recht auf Nachsorge. Es hängt vor allem von den Eltern und deren finanziellen Möglichkeiten ab, wie gut das Kind nach der Entlassung aus dem Spital versorgt bzw. untersucht wird.