Tipps gegen die Corona-Angst: so bleiben Sie psychisch stark
Die Corona-Angst geht um: die Pandemie stellt viele Menschen vor große psychische Herausforderungen. Medial, aber auch im Kontakt mit Bekannten entkommen wir den Meldungen über die Pandemie kaum. Vorherzusagen wie all dies unsere Psyche langfristig beeinflussen wird, bleibt schwierig.
Hochrangige Expertinnen und Experten geben ihr Bestes um die Situation treffend zu analysieren und Hilfe zu leisten. Doch die Wege mit Corona mental umzugehen sind zahlreich. Hier die besten Tipps & wichtigsten Anlaufstellen in Östrereich.
Formen von psychischem Stress während der Pandemie
Die Corona-Angst hat viele Formen: Vielerorts beklagen Menschen, dass sie durch die erforderlichen Isolationsmaßnahmen Zugang zu jenen Bereichen des Lebens verlieren, die ihnen zuvor psychischen Halt gegeben haben. Das Gefühl der Hilflosigkeit ist zum Alltag geworden. Der Umgang mit diesen großen Veränderungen ist jedoch von Person zu Person verschieden.
Dr. Carina Remmers, klinische Psychologin und Psychotherapeutin, spricht von der „inneren Architektur“ eines Menschen, welche beeinflusst, ob wir nun vorrangig panisch, verleugnend oder womöglich empört auf die vielen Einschnitte in unseren Alltag reagieren.
Auch die Lebenssituationen, in denen wir uns bei Beginn des Shutdowns befunden haben, sind nicht bei allen gleich und beeinflussen unsere Gefühlslage auf unterschiedliche Weise. Eine Trauer aufgrund des Verlusts von Freiheiten plagt Viele. Aber auch das Schuldempfinden wegen den manchmal schwer einzuhaltenden Schutzmaßnahmen ist nicht selten.
An schlechten Tagen laufen wir Gefahr in Resignation zu verfallen. Die Ausbreitung eines unsichtbaren Virus lässt uns das Gefühl von Kontrollverlust empfinden. Die allseits bekannten Hamsterkäufe können als Kompensation dieser Hilflosigkeit gedeutet werden, meint auch der Psychologe Prof. Dr. Thomas Fydrich, Mitglied der Kommission Psychologie und Psychotherapieausbildung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs).
Eine selbst herbeigeführte Dauerbeschallung durch soziale Medien und Nachrichten in Live-Tickern ist ebenso eine typische Reaktion. Menschen wollen Einfluss auf eine ungewohnt große Krise nehmen. Leider bringen diese Handlungen oft kaum eine Linderung der Sorgen, sondern verstärken diese sogar.
Tipps gegen die Corona-Angst: wie man trotz Corona-Krise seelisch gesund bleibt
1. Psychohygiene
Schon vor dem Shutdown hat sich die Pflege der Psychohygiene als positive Auswirkung auf die Lebensqualität erwiesen. Dr. Remmers vergleicht diese mit der Körperhygiene, mit der man die eigene „Gesunderhaltung“ gewährleistet. Man sollte von dem Druck ablassen, in Ausnahmesituationen wie der Corona-Pandemie alles richtig machen zu wollen.
Es gibt keine Formel für den idealen Umgang. Manche finden sich in Krisen schneller zurecht als Andere und der erwartungsvolle Vergleich mit Leuten, die scheinbar erfolgreicher als man selbst ihren Halt zurückerlangen, kann der Psychohygiene schaden.
2. Tagesstruktur
In Hinblick auf unseren Kontrollverlust sollte das psychische Wohlbefinden weniger als konstanter Zustand und mehr als dynamischer Prozess betrachtet werden, den man gezielt lenken kann, so Dr. Remmers. Eine Tagesstruktur aufrecht zu erhalten oder neu aufzubauen gibt ein Gefühl von Kontrolle. Hierbei ist entscheidend, sich nicht in Gedanken an die „gute alte Zeit“ zu verlieren und stattdessen die eigenen Leistungen im
Hier und Jetzt zu würdigen. Aber auch Fixpunkte in der Zukunft, wie die Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen mit der Familie, können Halt geben, erläutert Prof. Dr. med. Katarina Stengler ist Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Helius Park Klinikum Leipzig.
Außerdem hilft eine Beibehaltung von Ritualen aus Zeiten vor Corona um genügend Schwung für den Start in den Tag zu haben, wie z.B. die tägliche Körperpflege, Bewegung an der frischen Luft oder der Wechsel von Schlafkleidung in die Arbeitskleidung.
3. Achtsamer Medienkonsum
Der Umgang mit Medien ist ein zweischneidiges Schwert. In Zeiten der Ungewissheit besänftigt es uns durchaus, die aktuellen Nachrichten über politische Maßnahmen und Corona-Fallzahlen zu erhalten. Eine zu starke Fixierung auf die Aktualität unseres Wissensstands vermag jedoch den Stress zu erhöhen.
Beim Konsum von weniger sachlichen Artikeln ist es darüber hinaus sehr leicht sich von einer gewissen Hysterie anstecken zu lassen. Daher ist ein weit verbreiteter Tipp, eine einmalige Beschaffung von Information pro Tag dem medialen Dauerkonsum vorzuziehen.
4. Resilienz und Bewältigungsstrategien
Die sogenannte Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit, ist nicht bei allen gleich gefestigt, sie kann jedoch trainiert werden. Dr. Stengler führt aus, dass Menschen mit psychischen Vorbelastungen etwas geübter darin sein können, auf Bewältigungsstrategien zurückzugreifen. Denn bei Belastungssituationen verschiedener Arten kann die Psychologie Konzepte bieten, um den Alltag trotz seelischer Sorgen zu überstehen.
Wer in Phasen der Angstzustände oder Depressionen bereits weiß, welche Gedanken, Tätigkeiten oder Ablenkungen beruhigend wirken, kann dies eventuell während der Pandemie nutzen. Vorbelastungen können in Krisen aber auch verstärkt werden.
Unabhängig davon, welche psychische Geschichte man aufweist, ist es stets ratsam, offen für Hilfe von außen zu sein. Sobald man merkt, dass sich eine Krisensituation nicht mehr alleine bewältigen lässt, sind wir auf andere Menschen angewiesen.
5. Aktives Suchen nach Hilfe
Die Corona-Pandemie ist deswegen so einzigartig, weil sie uns alle zeitgleich betrifft, aber dennoch den Kontakt zwischen den Menschen verringert. Dem sollten wir bewusst entgegenwirken. Die modernen Möglichkeiten der Kommunikation helfen uns dabei. Auch wenn ein Chat keine Umarmung ersetzen kann, sollte uns dies nicht daran hindern, uns bei unseren Nächsten zu melden, wenn wir sie brauchen.
Die Hinwendung zu Familie und Freunden in Zeiten der Isolation gibt uns ein Gefühl der Geborgenheit. Wenn unsere Probleme allerdings nicht durch soziale Kontakte gelöst werden können, bieten diverse professionelle Stellen kostenlose, psychische Beratung per Telefon an. Gerade in der heutigen Zeit sollten wir uns keinesfalls davor scheuen, diese Hilfsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Anlaufstellen in Österreich
1. 01/4000 53000 – Corona-Sorgenhotline Wien
Montag bis Sonntag zwischen 08:00 und 20:00 Uhr. Initiiert vom Psychosozialen Krisenstab der Stadt Wien im Kmpf gegen Corona-Angst in der Bevölkerung. Professionelle Betreuung aus den Bereichen der Psychologie, Psychotherapie und der Sozialen Arbeit. Allumfassende Beratung zu den Folgen von Social Distancing, Erfahrungen von häuslicher Gewalt oder anderweitigen psychischen Belangen. Gegebenenfalls Weitervermittlung zu passenden Hilfsangeboten.
2. 142 – Telefonseelsorge
24 Stunden am Tag erreichbar. Allgemeines Beratungsangebot in Krisensituationen. Kontakt auch per Chat möglich.
3. 147 – Rat auf Draht
24 Stunden am Tag erreichbar. Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche. Kontakt auch per Online-Anmeldung oder Chat möglich.
4. 01/31330 – Die Psychiatrische Soforthilfe
24 Stunden am Tag erreichbar. Beratungs- und Entlastungsgespräche bei psychiatrischen Notfällen. Darüber hinaus medizinische Akut-Interventionen, medikamentöse Unterstützung und psychosoziale/psychotherapeutische Kurzbetreuung.
5. +43 676 933 35 36 – Vereinigung österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten
Kontakt per Terminvereinbarung. Anonymes Informationsgespräch über die Möglichkeiten und Kosten psychotherapeutischer Beratung.
Gestärkt durch die Krise
Akut bestehe laut Dr. Stengler auch die Gefahr, dass Menschen „katastrophenmüde“ werden. Die lange Dauer der Ausnahmesituation mag dazu verleiten, essentielle Schutzmaßnahmen schleifen zu lassen, was die Folgen der Pandemie noch langfristiger ausfallen lassen kann. Umso wichtiger ist es, dem eigenen Wohlbefinden viel Zeit und Pflege zu widmen. Denn mit einer gefestigten Psyche lassen sich die vielen Veränderungen im Alltag wesentlich einfacher bestreiten.
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Quellen:
¹ Psychisch stark bleiben: Tipps gegen die Corona-Angst v. 23.04.2020 ∙ Hauptsache gesund ∙ MDR Fernsehen
² Coronavirus Quarantäne Tagebuch & Tipps gegen Corona-Angst
Linktipps
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