Hypochondrie – alles nur Einbildung?
Sie haben Kopfschmerzen und der Druck befindet sich immer an der einen und selben Stelle. Ständig verspüren Sie den gleichen Schmerz. Was kann das nur sein? Hoffentlich hat sich kein Tumor im Kopf eingenistet? Mit zitternden Händen wird das festgestellte Krankheitsbild auf der Tastatur im Computer eingetippt. Wie im Wahn werden sämtliche Internetseiten durchforstet. Stundenlang geht die Suche nach den gewünschten Informationen weiter.
Am Schluss bleibt der Zweifel. Haben Sie sich die Krankheit vielleicht eingebildet? Diese Szenarien spielen sich in vielen Köpfen von den unterschiedlichsten Menschen ab. Hypochondrie nennt man diesen Zustand, dabei handelt es sich um eine psychische Störung. Die Betroffenen leben mit der ständigen Angst von einer unheilbaren bzw. tödlichen Krankheit befallen zu werden. Tatsächlich sind diese Personen kerngesund. Nur ihre Seele schwächelt. Mit der richtigen Therapie kann geholfen werden.
Vorhandene Körpersignale werden gern falsch interpretiert
Es ist bekannt, dass Deutschlandweit mehr als 800.000 Menschen an Hypochondrie leiden. Die ständige Angst krank zu sein, begleiten sie jeden Tag aufs Neue. In der gesteigerten Form bilden sich Patienten ein, dass sie unheilbar erkrankt sind und bald sterben werden. Tatsächlich fehlt ihnen jedoch gar nichts. Auswertungen zufolge glauben 80 Prozent der Hypochonder, dass sie Krebs haben und zwar im Gehirn, Bauchspeicheldrüse oder auf der Haut. Die anderen 20 Prozent bilden sich neurologische Erkrankungen wie amyotrophe Lateralsklerose, also ALS ein. Herzinfarkt oder einen Schlaganfall befürchten jedoch die wenigsten. Ständig kreisen die Gedanken immer um das eine Thema. Sobald Auffälligkeiten am Körper bemerkt werden, müssen diese genau beobachtet werden. Selbst ein Arztbesuch zur genauen Abklärung wird mit einbezogen.
Was ist der Auslöser von einer Hypochondrie?
Die Hypochondrie lähmt den Betroffenen und beherrscht seinen Alltag. Allerdings tritt die Erkrankung nicht sofort ein. Oft dauert es viele Jahre bis sich die Angststörung in ihrem vollen Umfang aufzeigt. Ein Auslöser für dieses Krankheitsbild ist der Faktor Stress. Der Ursprung dieser Veranlagung liegt bereits im Kinders- oder Jugendalter. Ein überbehütender Erziehungsstil, eine eigene Erkrankung oder der Tod eines nahestehenden Menschen können beispielsweise Risikofaktoren sein. In Arztkreisen spricht man von einer genetischen Angstvulnerabilität.
Wirklich gesund?
Nach einem Infekt sind die Lymphknoten am Hals sehr angeschwollen. Hoffentlich ist es kein Krebs? Nach einer genauen Untersuchung gibt der Arzt Entwarnung. Es handelt sich um eine Begleiterscheinung der Immunabwehr. Was letztendlich ein völlig normaler Vorgang im Körper ist. Natürlich ist selbst ein Nicht-Hypochonder vorerst besorgt. Der Betroffene mit Hypochondrie bekommt Todesängste. Ein gesunder Mensch hingegen ist mit dem Negativbefund mehr als zufrieden und erleichtert. Ein Hypochonder rechnet mit dem Schlimmsten. Er quält sich mit Fragen. War es nicht der richtige Arzt? Hat er etwas übersehen? Wurde ich als Patient überhaupt ernst genommen? Die Grundangst bleibt erhalten und lässt zudem kaum positive Gedanken zu.
Therapien können helfen
In der Vergangenheit wurde die Hypochondrie als Persönlichkeitsstörung oder Depression abgetan. Zudem meinte man, dass sie nahezu kaum behandelbar ist. Allerdings hat sich die Psychologie in den letzten Jahren weiterentwickelt. Mittlerweile wird diese Angst den somatoformen Störungen zugeordnet. Kognitive Verhaltens- und Konfrontationstherapien funktionieren bei diesem Krankheitsbild sehr gut. In den seltensten Fällen kommt es schon einmal vor, dass Menschen nicht auf die Therapieform anspringen, was jedoch äußerst selten vorkommt. Bei den Behandlungen setzen sich Patienten mit den angestauten Ängsten auseinander. Zudem sollen die Signale des Körpers und deren Risikoeinschätzungen verändert werden. Ein Hypochonder lernt bei dieser Therapie wieder rationell mit den Ängsten umzugehen.
Der Angst den Kampf ansagen
Natürlich muss der Patient sich in dieser Lage öffnen und der Angst bewusst stellen. In der Therapie lernt ein Hypochonder mit dieser Angst umzugehen. Zudem sollen die Arztbesuche drastisch reduziert werden. Jedoch geht nicht jeder Betroffene gleich zum Mediziner. Er möchte somit vermeiden, mit der zu befürchteten Diagnose konfrontiert zu werden. Selbst Entspannungstechniken können einen Teil zur Genesung beitragen.