Depressionen
Früher waren Depressionen ein großes Tabuthema und wurde auch nicht behandelt, weil es einfach als „Spinnerei“ abgetan wurde. Heute wird das Thema auch in Österreich ein bisschen ernster genommen, doch noch immer nicht ernst genug.
Schon vor Jahren hat die WHO offiziell davor gewarnt, dass Depressionen vor allem in den Industrieländern zu einer Volkskrankheit werden könnten. Depressionen werden danach diagnostiziert bzw. eingeordnet, dass aus Traurigkeit irgendwann mit der Zeit eine schlimme Erkrankung werden kann. Dabei sind Depressionen eine eigentlich ganz normale Empfindung, die jeder Mensch einmal durchlebt.
Dabei gehen Depressionen weit über Traurigkeit im Alltag hinaus. Denn der Betroffene nimmt seine Umwelt nur noch stark verändert wahr, sieht die Welt düster und hat damit auch fast schon keinen Lebensmut mehr. Dabei weisen depressive Erkrankungen eine erhöhte somatische Komorbidität und Mortalität auf und verursachen hohe Krankheitskosten.
In ganz Europa wird die Höhe auf 7 Prozent aller Krankheitskosten geschätzt. In Österreich machen die Kosten für depressive Erkrankungen 1 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Was nicht vergessen werden darf: Depressionen sind häufig die Ursache für Erwerbsunfähigkeit und für vorzeitige Pensionierungen. Dadurch entstehen ebenfalls hohe Lasten.
In Österreich werden dabei aktuell nur 0,5 bis 1 Prozent der Gesundheitsausgaben in die Behandlung von Depressionen gesteckt. Der Gang zum Psychiater muss von den Betroffenen in der Regel selbst bezahlt werden. Daher lassen sich auch 45 Prozent der von Depressionen betroffenen Menschen nicht behandeln bzw. erhalten keine adäquate Behandlung.
Suizide in Österreich rückläufig
Der Weg zum Suizid ist dann nicht mehr weit. In Österreich nehmen sich pro Jahr rund 1200 Menschen das Leben, scheiden also freiwillig aus dem Tod. Bei den meisten ist es kein spontaner Entschluss mit der Welt abzuschließen und von dieser zu scheiden, sondern die Folge von schweren Depressionen, die entweder unerkannt blieben oder nicht vernünftig behandelt wurden. Darüber hinaus gibt es pro Jahr in Österreich rund 25.000 Suizidversuche.
Das heißt diese Menschen lassen frühzeitig ab vom Versuch und suchen sich Hilfe bzw. werden aus der Akutsituation heraus gerettet. Dabei ist die Zahl der Suizidversuche nach gering angesichts von ca. 800.000 Menschen in Österreich, die offiziell an Depressionen leiden – die Dunkelziffer dürfte allerdings sehr viel höher sein, denn viele Menschen gestehen sich nicht ein, dass sie Depressionen haben. Dabei ist bei den Suiziden und Suizidversuchen in Österreich in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang zu bemerken.
Allein die offizielle Zahl von ca. 800.000 Menschen sind fast 10 Prozent der Bevölkerung. Wie auch Depressionen ist Suizid in Österreich in der Gesellschaft und auch in der Politik Themen, die nur wiederwillig behandelt werden. Statistisch gesehen sind die Suizide und Suizidversuche in Österreich dabei rückläufig. Gerade angesichts der schwellenden Konflikte im Nahen Osten, den Problemen mit den Flüchtlingen im eigenen Land und den Nachbarländern ist in Österreich allgemein die Zukunftsaussicht recht getrübt.
Besonders stark betroffen von Depressionen sind Frauen. Dabei darf heute ein Land wie Österreich das Thema Depressionen nicht taburisieren. Denn in den kommenden zwei Jahrzehnten, so die WHO, können Depressionen zur Volkskrankheit werden. Steigen wird dann zwangsläufig auch die Zahl der Suizide und Suizidversuche. Diese haben zu bis zu 80 Prozent ihre Ursachen in Depressionen.
Aktionsprogramm gegen Depressionen
Seit einiger Zeit existiert das Österreichische Bündnis gegen Depression. Dieses plant verschiedene Aktionsprogrammen, durch die die Diagnose und die Behandlung depressiv erkrankter Menschen in Österreich verbessert werden soll. Ziel des Bündnisses ist es auch endlich in der Öffentlichkeit eine Veränderung des Bewusstseins gegenüber Erkrankten zu erreichen. Auch hat man das Ziel Suizide künftig zu vermeiden. Das Österreichische Bündnis ist Teil einer europäischen Initiative gegen Depression.
Man ist vor allem daran interessiert eine Verbesserung der Situation depressiv Erkrankter und deren Angehöriger zu erreichen. Das Aktionsbündnis ist dabei nicht neu. Schon 2005 startete man in Österreich im Bundesland Tirol die Plattform Tiroler Bündnis gegen Depression und schuf damit zum ersten Mal in Österreich eine zunächst tirolweite Informationskampagne zum Thema Depression.
Im Jänner 2006 startete schließlich das Steirische Bündnis und 2007 das Wiener Bündnis und die entsprechende Kampagne in Kärnten. Im Jänner 2008 folgt dann das Niederösterreichische Bündnis gegen Depression.
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