Cybersucht – die neue Krankheit
Die Möglichkeit mithilfe von Smartphones, Tablets und Laptops ständig und überall online zu sein, ist nicht nur verführerisch, sondern hat bislang schon einige Millionen Menschen dazu getrieben, der Internetsucht zu verfallen. Dabei gibt es keine spezifische Risikogruppe, denn der Cybersucht können sowohl Jugendliche als auch Erwachsene jeglichen Alters erliegen, egal aus welcher Gesellschaftsschicht.
Medizinisch gesehen gilt die Internetsucht inzwischen schon als eine eigenständige psychische Störung. Da es hierbei um Bereiche wie Sexsucht, Online-Spielsucht, Chatsucht oder das ständige Kommunizieren in Sozialen Netzwerken geht, sind sowohl Die Diagnose- als auch die Behandlungs- bzw. Therapiemöglichkeiten begrenzt. Zumal die Süchtigen sich ihres Suchtverhaltens oftmals nicht bewusst sind und deshalb von selbst auch selten Hilfe suchen.
Cybersucht ist Neuland für Psychotherapeuten
Internetsucht, Cybersucht, Onlinesucht oder Internetabhängigkeit sind Begriffe, mit denen man zu definieren versucht, um was es bei diesem neuartigen Phänomen geht, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Seit Smartphones und Tablets das Internet überall zugängig machen, stieg die Zahl der Menschen, die sich ständig im Netz aufhalten rasant an. Dabei gibt es verschiedene Bereiche, die laut Forschern zur Cybersucht gehören. Dazu zählen:
- das ständige Bedürfnis, sich in Sozialen Netzwerken wie Facebook aufzuhalten und nur ja keinen Post zu verpassen,
- die Online-Spielsucht, bei der sich Spieler oft stundenlang ohne Pause vor dem Bildschirm in einer Cyberwelt eine andere Identität schaffen
- die Online-Sexsucht, die oft aus Neugierde beginnt und damit endet, dass sich Betroffene immer häufiger Befriedigung durch das Anschauen abweichender Sexualpraktiken verschaffen
- das Bedürfnis mit anderen Menschen eine Cyberaffäre zu führen, die durch die Anonymität im Netz noch gefördert wird.
- Den Psychotherapeuten liegen bislang noch keine formalen Diagnose-Kriterien vor, anhand deren sie den Süchtigen objektiv bewerten können, noch gibt es fundierte Therapien, die angewendet werden können.
Die Symptome und Verhaltensstile der Cybersucht
Das Spektrum der Symptome und Verhaltensweisen bei Cybersucht ist ziemlich breit. Dennoch gibt es einige charakteristische Symptome, die bei den Betroffenen auftreten. Dabei gibt es psychische und körperliche Symptome, so wie Auswirkungen auf den Alltag des Süchtigen.
Zu den psychischen Symptomen gehören:
- das Verlangen, sich ins Internet einzuloggen ist kaum zu überwinden
- die beabsichtigte Zeitspanne, in der man sich im Internet aufhalten wollte, wird durch Kontrollverlust nicht eingehalten, dies kann zu starken Schuldgefühlen führen
- das Sozialleben wird beeinträchtigt, indem sich der Betroffenen öfter in der Cyberwelt aufhält als sich mit realen Menschen zu treffen
- die Konzentrations- und Arbeitsfähigkeit leiden, da sich die Gedanken um den nächsten Spielzug, die nächste Chatsitzung oder den Wunsch, die neuesten Meldungen zu lesen, drehen
- die Gewohnheiten bezüglich des Internetgebrauchs werden bagatellisiert oder verheimlicht
- die Nervosität, Aggressivität, Reizbarkeit oder depressive Verstimmung steigt, wenn der Betroffene keinen Zugang zum Internet hat
- Versuche, sich selbst bei der Nutzung des Internets einzuschränken, sind mehrfach fehlgeschlagen
Die Risiken der Cybersucht
Zu den Risiken der Internetsucht gehören körperliche Beschwerden, die hauptsächlich durch das lange Sitzen vor dem Bildschirm ausgelöst werden. Allen voran sind dabei die Beschwerden des Haltungsapparates zu nennen, da sich durch eine falsche Sitzhaltung Muskeln verspannen, was auf Dauer zu Rücken- oder Genickschmerzen oder zu Bandscheibenvorfällen führen kann. Das lange Surfen kann die Augen schädigen und Symptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Stress auslösen, so wie zu Schädigungen der Nerven führen.
Durch den Bewegungsmangel treten nicht selten im Laufe der Zeit Gewichtsprobleme auf oder das Herz-Kreislauf-System wird geschwächt.
Zu all den körperlichen und psychischen Symptomen wirkt sich Internetsucht auch auf den Alltag aus. Betroffenen leiden immer häufiger an Realitätsverlust und sozialer Isolation, da sie sich nur noch im Internet aufhalten und kaum noch zwischenmenschliche Beziehungen pflegen. Dies führt in nicht seltenen Fällen dazu, dass die Betroffenen sich nicht mehr um ihre Körperhygiene kümmern, arbeitslos werden und verarmen.
Therapie der Cybersucht
Da das Internet allgegenwärtig ist, kann die Cybersucht meist nur anhand einer Verhaltenstherapie behandelt werden.
Die Süchtigen müssen dazu erst einmal bereit sein, ihr Verhalten als eine Sucht zu erkennen und dann mithilfe des Therapeuten Strategien und Muster entwickeln, dieses Problem zu bewältigen und langfristig einen Internetgebrauch anzustreben, der normale Ausmaße annimmt und nicht von Suchtverhalten geprägt ist.
Dabei muss die Therapie auf das spezielle Problem abgestimmt werden, das heißt, Online-Spielsucht wird anders bewältigt als Online-Sexsucht oder andere Bereiche. Im Idealfall werden dabei die Partner oder Familienangehörigen miteinbezogen, in Form einer Familientherapie, Paartherapie oder Sexualtherapie. Gemeinsam werden dann soziale Fertigkeiten wieder verbessert und das Interesse an Hobbys außerhalb des Internets wieder geweckt und gestärkt.
Linktipps
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