Antidepressiva und die Nebenwirkungen
Wirkung und Nebenwirkung von Antidepressiva
Antidepressiva sind Medikamente, die ihre Wirkung im Gehirn entfalten und somit das psychische Gleichgewicht wiederherstellen. Sie gehören zu der Gruppe der Stimmungsaufheller. Hauptsächlich werden diese Psychopharmaka bei Depressionen eingenommen, aber auch bei Essstörungen, Zwangsstörungen, Panikattacken und Schlafstörungen. Je nach Medikament können sich Antidepressiva in ihrer Wirkung unterscheiden. Stimmungsaufhellende, antriebssteigernde, beruhigende, Angst lösende oder antriebsneutrale Wirkungen sind zu erwarten.
Die Wirkung von Antidepressiva
Um die Wirkung zu verstehen, ist es sinnvoll zu wissen, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Das Gehirn besteht aus Millionen Nervenzellen, welche den ganzen Tag aktiv arbeiten. Diese Neuronen übermitteln unterschiedliche Signale und verarbeiten diese. Signale laufen über die Nervenbahn mittels elektrischen Strömen zum Gehirn. Um Signale weiterzuleiten, benötigen die einzelnen Neuronen Kontaktstellen, welche Synapsen genannt werden. Mithilfe einer Überträgersubstanz, welche Neurotransmitter genannt wird, ist die Übertragung einzelner Signale möglich.
Ein elektrischer Impuls trifft auf eine Nervenzelle, welche vor der Synapse liegt. Die Nervenzelle schüttet ihren Neurotransmitter aus. Dieser wandert über einen kleinen Spalt zu der Nervenzelle hinter der Synapse. Dieser Prozess löst den nächsten elektrischen Impuls aus und der Vorgang wird solange wiederholt, bis das Signal im Gehirn ankommt. Natürlich geschieht dies in einer sehr schnellen Zeit, sodass es nicht mal eine Sekunde dauert, bis das Signal beispielsweise vom Fuß beim Gehirn ist.
Damit das menschliche Gehirn normal funktionieren kann, müssen unterschiedliche Neurotransmitter in einem bestimmten Verhältnis zueinanderstehen. Sie müssen stets ein Gleichgewicht bilden.
Es gibt unzählig verschiedene Neurotransmitter, wobei die wichtigsten Serotonin, Noradrenalin und Dopamin sind. Je nachdem welche Neurotransmitter aus dem Gleichgewicht geraten, kommt es zu unterschiedlichen Symptomen. Da das menschliche Gehirn ein sehr komplexes Organ ist, ist es wichtig, das richtige Medikament für die jeweilige Erkrankung einzunehmen. Antidepressiva werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, je nach Wirkungsweise. Alle Antidepressiva haben jedoch das gleiche Ziel: die Neurotransmitter wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen.
Hemmung der Wiederaufnahme
Nachdem Neurotransmitter an der Nervenzelle hinter der Synapse angekommen sind und ihre Aufgabe der Impulsübertragung erledigt haben, werden die Neurotransmitter wieder in die Nervenzelle vor der Synapse transportiert. Diesen Vorgang nennt man Wiederaufnahme. Bestimmte Medikamente können den Neurotransmittern den Weg zurück zur Nervenzelle versperren. Sie bleiben somit in dem kleinen Spalt hängen und können gewünschte Impulse mehrfach zum Gehirn weiterleiten.
Steigerung der Ausschüttung
Die Nervenzelle vor der Synapse weiß genau, wann sie genügend Neurotransmitter ausgeschüttet hat, um eine Weiterleitung des Impulses zu gewährleisten. Dazu hat sie Rezeptoren, welche ihr dies mitteilen. Werden diese Rezeptoren geblockt, so schüttet die Nervenzelle ungehindert Neurotransmitter aus und Impulse werden mehrfach ans Gehirn weitergeleitet.
Hemmung des Abbaus
Im menschlichen Gehirn werden Neurotransmitter gebildet und abgebaut. Durch diesen Prozess gewährleistet der Körper, dass stets genügend gesunde Neurotransmitter im Organismus sind, um alle Impulse zu übertragen. Bestimmte Enzyme sind dafür verantwortlich, dass Neurotransmitter abgebaut werden. Hemmt man diesen Abbau, so kommt es zu einem Überschuss der Neurotransmitter. Die Medikamente, die dies veranlassen, nennt man MAO-Hemmer.
Alle Antidepressiva entfalten ihre Wirkung in den verschiedenen Neurotransmittersystemen. Die Wirkung jedes Medikamentes hängt davon ab, welche und wie viele Neurotransmitter sie beeinflussen. Ältere, klassische Antidepressiva greifen in mehrere Systeme ein, während die neu entwickelten Medikamente gezielter eingesetzt werden können und daher besser vertragen werden. Da die Vorgänge im menschlichen Gehirn einem komplizierten Vorgang unterlegen sind, brauchen Antidepressiva etwas Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Meist dauert dies einige Tage bis Wochen. Daher klingen auch die Symptome der Erkrankungen nur langsam ab.
Wann werden Antidepressiva verschrieben?
Die Haupterkrankung bei der Antidepressiva zum Einsatz kommen, ist, wie der Name schon sagt, bei Depressionen. Die Behandlung dieser Erkrankung basiert auf zwei Säulen. Zum einen werden Antidepressiva verschrieben, welche regelmäßig und nach strenger ärztlicher Anordnung eingenommen werden sollen. Zum anderen ist eine Psychotherapie unerlässlich. Leidet ein Mensch unter einer leichten Depression, so empfiehlt es sich, Medikamente und Therapie gleichzeitig zu starten. Meist kann hier die Gesprächstherapie mehr Erfolg bringen, als Psychopharmaka zu schlucken.
Sollten Sie jedoch an einer stark ausgeprägten Depression leiden, so ist es ratsam, zuerst mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen und erst später eine Psychotherapie zu besuchen. Die Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie ist der Weg zur Heilung der Erkrankung. Die Einnahme von Psychopharmaka wird zwar Ihr Leben nicht von Grund auf besser machen, aber es wird Ihnen helfen, Ihre Probleme in die Hand zu nehmen.
Leiden Sie an einer Depression, so werden Sie sich antriebslos fühlen, was dazu führt, dass Sie nicht die Kraft haben, um an Ihren Problemen zu arbeiten. Antidepressiva können dabei helfen, die Symptome zu lindern und Ihnen neue Motivation zu geben.
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Wie bei jedem anderen Medikament können auch bei Antidepressiva unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten. Vor allem zu Beginn der Einnahme ist mit Nebenwirkungen zu rechnen. Diese sollten aber verschwinden, sobald sich der positive stimmungsaufhellende Effekt eingestellt hat. Antidepressiva verändern die Persönlichkeit des Menschen nicht und machen auch nicht, wie andere Psychopharmaka abhängig. Je nach Art des Medikaments kommt es zu unterschiedlichen Nebenwirkungen.
Bei älteren Antidepressiva kommt es häufig zu Mundtrockenheit, Verstopfung oder Herz-Kreislauf-Problemen, wie etwa Kollapsneigung. Manchmal kann es zu Schläfrigkeit und Gewichtszunahme kommen. Eine Überdosierung dieser Medikamente führt zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, weshalb diese Antidepressiva nur noch selten zum Einsatz kommen.
Die neuen Antidepressiva, auch SSRI genannt sind deutlich nebenwirkungsärmer. Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen stehen zu Beginn der Behandlung im Vordergrund. Auch eine sexuelle Unlust wurde häufig beobachtet.
Die sogenannten MAO-Hemmer können zu Kopfschmerzen, Blutdruckschwankungen und Unruhe führen. Auch Schlafstörungen wurden beobachtet. Wie gesagt, sollten alle Nebenwirkungen nach längerer Einnahme verschwinden und ihre volle Wirkung sollte entfaltet werden. Eine Kombination von mehreren Substanzen sollte vermieden werden, da dies zu gefährlichen Wechselwirkungen führen kann.
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