Syphilis in Österreich wieder auf dem Vormarsch
Syphilis (Lues) zählt zu den weltweit verbreiteten Geschlechtskrankheiten, welche durch Bakterien verursacht wird. Vorrangig tritt sie in Industrieländern auf. In Österreich ist die Zahl der Syphilis Erkrankungen seit der Jahrtausendwende angestiegen. Im Jahr 2000 waren in ganz Österreich 237 gemeldete Fälle bekannt. Die Zahl stieg bis 2008 auf 551. Während desselben Zeitraums stieg die Anzahl erkrankter Wiener von 177 auf 386. Bis heute ist ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen. Was genau steckt hinter dieser Erkrankung?
Was ist Syphilis?
Diese Geschlechtskrankheit ist auch unter dem Namen harter Schanker oder Franzosenkrankheit bekannt. Syphilis wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Im Gegensatz zu früher weisen heutige Infektionen mit dem Erreger meist einen chronischen Verlauf auf. Damals hatten Menschen Angst vor dieser Krankheit, da sie oft tödlich beziehungsweise mit akuten Spätfolgen verlief. Weltweit infizieren sich jährlich circa zwei von 100.000 Menschen mit Syphilis. Hauptsächlich sind Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren von Lues betroffen. Circa 80 Prozent aller Fälle gehen auf ungeschützten Geschlechtsverkehr in homosexuellen Partnerschaften zurück. In Österreich gilt für Syphilis eine Meldepflicht nach dem Geschlechtskrankheitengesetz (StGBl Nr. 152/1945).
Wie wird Syphilis verursacht?
Der Auslöser dieser Erkrankung ist das Bakterium Treponema pallidum. Es handelt sich hierbei um ein schrauben- beziehungsweise spiralförmiges Stäbchenbakterium, welches zur Familie der Schraubenbakterien (Spirochäten) gehört. Ist einer der Partner während ungeschützter sexueller Kontakte mit diesem Erreger infiziert, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 40 bis 60 Prozent, dass der andere Geschlechtspartner sich ebenfalls ansteckt.
Das Bakterium gelangt über intakte Schleimhäute oder winzige Hautrisse in den menschlichen Körper. Danach befällt es zuerst die regional liegenden Lymphknoten. Von da aus gelingt es dem Syphilis Erreger meist, über verantwortliche Lymphbahnen direkt in den Blutkreislauf überzugehen. Von da aus erfolgt eine ganzkörperliche Ausbreitung des Bakteriums auf alle Organe bis hin zum Zentralnervensystem.
Da die Ausbreitung vorrangig über die Blutbahn erfolgt, ist auch eine Infizierung aufgrund verunreinigter Blutkonserven, die beispielsweise bei Operationen oder Notfällen eingesetzt werden, möglich. Nicht zuletzt gelangt der Syphilis Erreger auch mit Leichtigkeit vom Körper einer schwangeren Frau direkt in den Organismus des Ungeborenen. Fehlgeburten oder eine angeborene Form von Syphilis ist hierbei möglich. In seltenen Fällen wird der Erreger erst während der Geburt im Geburtskanal auf das Neugeborene übertragen.
Typische Symptome bei Syphilis
Diese Geschlechtskrankheit verläuft oftmals in vier verschiedenen Stadien. Wird die Infektion nicht behandelt, durchlaufen Betroffene diese Krankheitsstadien ohne Ausnahme. Während dessen erfolgt ein steter Wechsel zwischen Latenzphasen, die von einer teilweise jahrelangen Symptomfreiheit geprägt ist, und der Erkrankungsphasen. Letztere sind gekennzeichnet durch starke Schmerzen.
1. Primäre Syphilis
2. Sekundäre Syphilis
3. Tertiäre Syphilis
4. Quartäre Syphilis
Im ersten Stadium sind die Symptome sehr akut und der Infizierte ist sehr ansteckend. Nachfolgend nimmt die Übertragungsgefahr ab. Während der letzten beiden Phasen sind Syphilis Erkrankte für andere nicht mehr ansteckend.
1. Primäre Syphilis
Circa 10 bis 30 Tage nach der vermeintlichen Infektion mit dem Erreger werden erste Symptome sichtbar. An der Eintrittsstelle des Erregers (Scheide bei der Frau oder Penis beim Mann) entstehen kleine, noch schmerzlose Geschwüre. Diese haben einen harten Rand. Benachbarte Lymphknoten sind zudem stark, jedoch schmerzlos angeschwollen. Aus diesen Geschwüren tritt zum Teil eine farblose, aber ansteckende Flüssigkeit aus. In den meisten Fällen klingen diese Beschwerden nach einigen Wochen ohne ärztliche Behandlung allein ab.
2. Sekundäre Syphilis
In diesem Stadium beginnt die Ausbreitung des Erregers im gesamten Körper. Dies ist circa acht Wochen nach Ablauf der ersten Phase der Fall. Erkennbar ist dieser Syphilis Stadium an Hautausschlägen am gesamten Körper. Zudem treten weitere Symptome auf:
- Schleimhautentzündungen
- Haarausfall
- Lymphknotenschwellungen
- Halsschmerzen
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Muskelschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Erbrechen
- Übelkeit
- Appetitverlust
- Abgeschlagenheit
Oftmals folgt dieser Phase von Syphilis eine oft mehrjährige Latenzphase von durchschnittlich drei bis fünf Jahren.
3. Tertiäre Syphilis
- Es setzt ein weiterer Befall anderer Körperregionen ein. In diesem Stadium breitet sich der Syphilis Erreger aus auf:
- Luftwege
- Knochen
- Muskeln
- Rachenraum
- Speiseröhre
- Magen
- Leber
Vor allem bilden sich nur gummiartige stark verhärtete Knoten im Bereich der Unterhaut, der Organe, aber auch Knochen. Die Gefahr besteht nun auch darin, dass sich ein sogenanntes Aneurysma in der Aorta (Hauptschlagader) bilden kann. Sobald dieses platzt, verstirbt der Syphilis Patient. Im Falle einer Behandlung folgt eine Latenzphase von circa 10 bis 20 Jahren.
4. Quartäre Syphilis
In diesem Endstadium treten akute neurologische Störungen auf, denn Knochenmark, Gehirn und Nervensystem sind stark befallen:
- Lähmungen
- Gangunsicherheiten
- Reflexverlust
- Gefühlsstörungen
- Demenz
- Seh- und Hörstörungen
- Halluzinationen
- Persönlichkeitsstörungen
Diagnose von Syphilis
Ein Dermatologe diagnostiziert Syphilis meist mithilfe einer Blutprobe. Gleichzeitig erfolgt ein Abstrich des Ausschlags oder Geschwürs beim Patienten. Im Labor erfolgt eine gezielte Untersuchung der Proben auf mögliche Antikörper gegen den Syphilis Erreger. Ist die Blutprobe positiv, so folgt eine mikroskopische Untersuchung des Abstrichs auf Antikörper.
Therapie von Syphilis
In der Regel eignet sich Penicillin sehr gut zur Behandlung von Syphilis. Meist erfolgt eine Injektion dieses in den Muskel des Gesäßes. Alternativ kommen Infusionen zum Einsatz. Liegt eine Unverträglichkeit gegen dieses Medikament vor, eignet sich Erythromycin, Doxycyclin oder Tetracyclin zur Behandlung von Syphilis. Je nach aktuellem Stadium der Geschlechtskrankheit können verschiedene Dosierungen induziert sein. Während der ersten beiden Phasen genügt oft eine einmalige Gabe. In jedem Fall ist eine parallele Untersuchung des Geschlechtspartners notwendig, um eventuell auch hier den Erreger mithilfe von Antibiotika zu vernichten.
Ausblick und Prävention von Syphilis
Heutzutage sprechen Ärzte von einer guten bis sehr guten Prognose bei Syphilis. Dies ist schlussendlich auch stark vom Beginn der Syphilis Behandlung. Erfolgt der Behandlungsbeginn während der ersten beiden Stadien, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Patienten die Therapie ohne Folgeerscheinungen abschließen kann. Beginnt eine Therapie erst später, ist meist mit Folgeerscheinungen aufgrund neurologischer Ursachen zu rechnen.
Zum Schutz vor Syphilis ist bei stets wechselnden Partnern stets auf geschützten Geschlechtsverkehr zu achten. Sollte sich ein Paar für eine längere Gemeinschaft entschließen oder ein Kinderwunsch bestehen, ist es empfehlenswert, dass sich beide Partner auf mögliche Syphilis Antikörper im Blut testen lassen. Auf diese Weise können beide auf Nummer sicher gehen.
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