Väter und Kinder
So gelingt der Spagat zwischen Familie und Beruf
Durch starke Einbindung in den Beruf verbringen Väter und Kinder viel zu wenig Zeit miteinander. Wir zeigen, wo der Alltag neue Ressourcen für wertvolle Quality Time versteckt.
Ein trauriges Alltagsbild berufstätiger Väter
Der Beruf blockiert oftmals wertvolle Zeit gemeinsam mit den Kindern. Aber wer hätte gedacht, dass eine Antwort auf der Suche nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf so einfach ist. Es ist an der Zeit etwas zu ändern, denn nicht nur berufstägige Väter, auch Mütter leiden unter dem stark eingeschränkten Zeitbudget. Ein beachtlicher Anteil österreichischer Väter glaubt, dass ihm nicht genügend Zeit für die eigene Familie, ganz speziell für die Kinder bleibt. Vielleicht ist das klassische Familienmodell dafür verantwortlich: Wenn die Frau einer Teilzeitbeschäftigung nachgeht, bekommt der Mann quasi automatisch die Rolle des Hauptverdieners zugeschrieben. Infolge dessen absolviert er in den meisten Fällen einen Großteil des Tages in der Firma. Rund 70 Prozent aller Familienväter ist der Meinung, gern mehr Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen. Aber circa 40 Prozent sieht sein tägliches Zeitbudget durch berufliche Verpflichtungen stark eingeschränkt. In den meisten Fällen verbleiben täglich gerade einmal 75 Minuten gemeinsam mit dem Nachwuchs.
Quality Time macht aus wenig viel
Auf den ersten Blick scheint sich an dieser festen Tagesstruktur, die der Beruf Vätern und Kindern vorgibt, nichts zu ändern. Beim genauen Hinschauen können aber mit praktischen Tipps aus 75 Minuten täglich schnell gefühlte 1.000 Minuten werden. Hierbei steht die Frage nach dem „Wie wird die gemeinsame Zeit von Vätern und Kinder genutzt?“ im Vordergrund. Hierbei eröffnen sich plötzlich gigantische Welten, denn es macht einen erheblichen Unterschied, ob Väter und Kinder in den täglichen 75 Minuten noch mal „schnell“ zum Supermarkt um die Ecke düsen, um den Kühlschrank aufzufüllen oder aber diese Momente anderweitig nutzen .
Namenhafte Neurobiologen wie beispielsweise Gerald Hüther unterstreichen genau diesen Aspekt. Plötzlich taucht die Frage auf: Was machen wir heute gemeinsam? Dabei spielt es keine Rolle, ob Väter und Kinder gemeinsam ein Baumhaus bauen, den Garten umgraben oder einfach die Wiese am Waldesrand erkunden. Im Vordergrund steht die Beziehungspflege. Väter und Kinder tauschen sich aus. Sie kommen sich näher und lernen dadurch manchmal ganz neue Seiten von sich selbst kennen. Wichtig ist nur, dass beide Seiten die Möglichkeit haben, aus der alltäglichen Routine – sei es auch nur für die 75 Minuten – flüchten. Auf diese Weise haben auch Väter die Chance, einmal umzudenken. Anstatt haarscharf zu kalkulieren und immer Steigerung der verfügbaren Zeit im Blick zu haben, sollte der Fokus auf die Aktivitäten selbst gelegt werden.
Mit Vater-Kind-Kursen aus dem Alltag
Da sich ein sehr großer Anteil der Väter gern mehr Zeit mit den Kindern verbringen möchte, haben sich sogar weltweit sogenannte Vater-Kind-Kurse entwickelt. Diese sind besonders für jene Familien interessant, denen es nicht so ohne weiteres gelingt, aus dem Alltag zu flüchten und vom hektischen Berufsleben abzuschalten. Im Vordergrund dieser Workshops steht auch die gemeinsame Aktivität, aber vor allem der Spaß. Kursleiter unterstreichen immer wieder, dass tatsächlich das ausgelassene Zusammensein bei diesen Kursen im Vordergrund steht. Anfang achten die Väter zwar oftmals noch auf die Qualität und Konzepte der angebotenen Aktivitäten, schnell bemerken sie jedoch, dass es tatsächlich die Beziehung stärkt. Es ist, als ob sich ein unsichtbares Band zwischen Vater und Sohn oder Tochter spannt. Beide erleben gemeinsam ein paar gemeinsame Momente und teilen plötzlich gemeinsame Emotionen als auch spannende Eindrücke. Väter und Kinder tragen diese Erfahrungen mit durch ihren Alltag. Genau das ist es auch, was plötzlich ein Gefühl von Zufriedenheit mit sich bringt. Väter fühlen dabei eine innere Ruhe, denn ihnen ist es gelungen, gefühlte „mehr Zeit“ mit ihrem Nachwuchs zu verbringen.
Gemeinsame Hobbys für Väter und Kinder
Vielleicht sehnt sich der eine oder andere Papa auch nach einer sportlichen Aktivität, da sich der Alltag im Büro bereits am Bauchumfang bemerkbar macht. Die gute Nachricht ist, dass der Sport bei gemeinsamen Aktivitäten von Vätern und Kindern nicht ausgeschlossen sein muss. Die Frage ist hierbei wieder nur, wie sich beide Elemente vereinen lassen. Doch hier sei der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Muskeltraining lässt sich mithilfe ein paar „mobiler“ Work-outs auch im Park realisieren. Was spricht dagegen, Sit-Ups oder Liegestützen auf der grünen Sommerwiese zu machen, während der Nachwuchs entweder mitmacht oder um den Papa turnt? Anscheinend nichts, oder? Pädagogen betonen immer wieder die Wichtigkeit der sogenannten Vorbildwirkung von Eltern. Aber Vorbild kann nur derjenige sein, der selbst das in die Tat umsetzt, was er sich von seinen Kindern wünscht.
Gemeinsame Aktivitäten von Vätern und Kindern: Ab wann?
Nutzen Väter die gemeinsame Zeit mit den Kindern für sportliche als auch kreative Momente, nehmen die Sprösslinge die Erfahrungen durch positive Erlebnisse mit. Vor allem in der frühen Kindheit werden nicht zuletzt dadurch die Weichen für später gelegt. Damit ist es also nicht zu zeitig, mit gemeinsamen Aktivitäten von Vätern und Kindern zu beginnen. Es gibt aber auch keinen Grund mit größeren Kindern diese neuen Aktivitäten von Vätern und Kindern noch mal auszuprobieren. Vielleicht fragt sich der eine oder andere Sohn, warum Papa plötzlich mit ihm gemeinsam machen möchte, aber schnell bemerken Kinder, wie viel Freude diese Aktivitäten bereiten können. Nicht zuletzt dürfen Väter natürlich auch ihre Wünsche äußern und ihrem Nachwuchs den Grund für den anscheinend plötzlichen Sinneswandel erklären. Ab dem Alter von fünf Jahren sind Kinder sehr wohl in der Lage, diese Art von Gesprächen von Vater zu Sohn oder Tochter zu führen.
Mütter mit ins Boot holen
Auf jeden Fall ist es jedoch empfehlenswert, auch die Partnerin – Mutter der Kinder – von den neuen Ideen zu berichten. Mit Sicherheit sind Mütter grundsätzlich von Aktivitäten der Väter und Kinder begeistert. Manchmal kann dieser anscheinende Sinneswandel aber seitens der Mutter auch Fragen aufwerfen. Diese beziehen sich meist darauf, warum wie aus heiterem Himmel der väterliche Wunsch entsteht, auch ein Wörtchen in puncto Erziehung mit zu sprechen. In diesem Zusammenhang wird es besonders wichtig, einen offenen Dialog über eigene Wünsche und Ziele zu führen. Vielleicht dienen Gespräche Eltern auch dazu, ihre Beziehung wieder neu aufleben zu lassen. Gleichzeitig haben natürlich Mütter durch die Aktivitäten der Väter und Kinder etwas mehr Spielraum für eigene Dinge gewonnen.
Väter und Kinder – Beruf und Familie
Schlussendlich kann die ganze Familie von der neuen Beziehungspflege zwischen Väter und Kindern profitieren. Das Berufsleben von Vätern, aber auch Müttern muss dabei überhaupt nicht zu kurz kommen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bekommt lediglich einen neuen, individuellen und farbigen Anstrich.