Pubertät – ernsthafte Probleme frühzeitig erkennen
Ist das normal oder eine psychische Störung?
Während der Pubertät präsentieren sich Mädchen und Jungen in einer, bis dahin teilweise noch unbekannten Weise. Während die Jugendlichen ein umfangreiches Repertoire an Entwicklungsaufgaben bewältigen, zeigen sie ihrer Umwelt all jene Gefühle, mit denen sie sich gerade auseinandersetzen müssen. Zwischen fröhlich und betrübt scheint der Alltag zu einer Art Seiltanz zu werden. Tatsächlich kommen circa vier Fünftel aller Nachwachsenden mit diesen Herausforderungen der Identitätsbildung selbst zurecht. Studien zur Folge kommen jedoch fast ein Fünftel in eine sogenannte psychosoziale Identitätskrise.
Dabei zeigen fünf von hundert Pubertierenden ernsthafte Anzeichen psychische Störungsbilder. Für Eltern, Lehrer und Bekannte dienen folgende Warnsignale für psychische Störungen in der Pubertät als Hinweis für bedenkliches Unwohlsein.
Alles muss neu werden
Meist beginnen erste äußere Veränderungen bei den Mädchen. Sie werden entsprechend früher mit einem neuen Erscheinungsbild konfrontiert. Diese fortschreitenden Wechsel können nicht nur an ihrer Selbstkontrolle rütteln. Auch das Selbstverständnis und der Selbstwert werden immer wieder erneut infrage gestellt. Experten betonen vor allem auch vor dem Hintergrund einer immer zeitiger beginnenden Pubertät, dass sehr zeitige physische Veränderungen von Kindern schwerer verarbeitet werden, als jene, die später einsetzen. Begründet wird dieser Zusammenhang mit der noch nicht so weit entwickelten kognitiven Reife, welche den Weg der Geschlechtsreife noch nicht komplett erfassen kann.
Zu typischen Reaktionen dieser Kinder zählen:
- dranghafte Unruhe
- Anpassungsstörungen
- oppositionelle Störungen in akuter Ausprägung
- gestörtes Essverhalten
- Zwangsstörungen
- Angststörungen
Frühe Pubertät bei übergewichtigen Kindern
US-amerikanische Wissenschaftler bestätigen, dass bei dreijährigen Mädchen mit Übergewicht als auch Kleinkinder mit einem stark schwankenden Körper-Mass-Index (BMI) bereits ein verfrühter Beginn der Pubertät voraussagbar ist. Beispielsweise beginnt die Entwicklung der Brust bei diesen Kindern bereits im Alter von neun Jahren. Auch die erste Regelblutung wird hier oft erstmals im zehnten Lebensjahr beobachtet.
Diese Studienergebnisse lassen sich mit anderen Resultaten vergleichen, nach denen parallel zum stark verfrühten Beginn der Pubertät auch die Zahl der Verhaltensauffälligkeiten unter Jugendlichen kontinuierlich zunimmt.
Als Anzeichen möglicher psychischer Störungen pubertierender Mädchen und Jungen gelten in diesem Zusammenhang:
- psychosoziale Stresssituationen
- Verhaltensauffälligkeiten (Diagnose von AD(H)S)
Gleichzeitig verdeutlichen diese Zusammenhänge, dass bereits in der frühen Kindheit präventive Maßnahmen seitens der Eltern gegen eine verfrühte Pubertät möglich sind. Hierbei liegt der Fokus auf einer ausgeglichenen Lebensweise. Von Beginn an sollte der Nachwuchs eine abwechslungsreiche Ernährung in Kombination mit ausreichend Bewegungsangeboten genießen, um einem möglichen Übergewicht (BMI > 16.5) vorzubeugen. Zu beachten gilt, dass sich der BMI bei Kindern in jeder Entwicklungsphase in Abhängigkeit vom Geschlecht stark verändern kann.
Nein – essen möchte ich nicht!
Umfrageergebnissen zur Folge wünschen sich mehr als 50 Prozent aller Mädchen in der Grundschule, dünner zu sein. Im Alter von zehn Jahren haben sie dann auch meistens bereits die erste Diät ausprobiert. Diese Erfahrungen kollidieren mit der aktuellen körperlichen Entwicklung und Hormonausschüttung während der Pubertät.
Gefährlich werden diese Wünsche nach einer Traumfigur aber erst dann, wenn pubertierende Mädchen und Jungen folgende Maßnahmen im Alltag ergreifen:
- Sie kontrollieren regelmäßig ihr Gewicht.
- Sie haben Angst vor einer Gewichtszunahme.
- Das Körpergewicht minimiert sich und Jugendliche wollen noch mehr Pfunde purzeln lassen.
- Bewusste Zusammensetzung und Reduzierung von alltäglichen Nahrungsmengen: Achtung gilt vor allem dann, wenn der Kalorien- und Fettanteil stets im Fokus der Betrachtung steht.
Diese Maßnahmen gelten in der Pädiatrie als klassischer Weg hin zur Magersucht. In vielen Fällen führt er zur Bulimie (Fress-Brech-Sucht). Setzt die Unterstützung durch Fachkräfte bereits frühzeitig ein, gibt es gute Heilungschancen. Im anderen Fall besteht die Gefahr, dass beim Ausbleiben der Behandlung eine Chronifizierung mit depressiven Begleiterscheinungen folgt.
Pubertät als Auslöser für Depressionen
Kinder und Jugendliche sind während dieser körperlichen und seelischen Entwicklungsphase immer mal wieder anscheinend depressiv gestimmt. Dieser Gefühlszustand ist in jedem Fall ernst zu nehmen. Das gilt auch dann, wenn es sich „Gott sei Dank“ nur um eine kurze Episode handelt. Während dieser Phase ist es sehr wichtig, stete Präsenz zu zeigen. Mädchen und Jungen brauchen das Gefühl, verstanden zu werden, obwohl sie dies vielleicht teilweise selbst nicht können. Während der Pubertät leiden durchschnittlich fünf von hundert Kindern an Depressionen, die nur im Einzelfall wirklich erkannt sind. Studien zur Folge erhält weniger als die Hälfte der Betroffenen eine Therapie. Umso wichtiger wird es, im Alltag auf das zunehmende Auftreten folgender Warnsignale zu achten:
- schulische Leistungen lassen stark nach
- Kontaktabbruch zur Peergroup (Gleichaltrigen)
- Hobbys werden nicht mehr gepflegt
- immer wieder kehrende Bauch- und Kopfschmerzen
- Schlafmangel durch wiederholte Schlafstörungen
- Appetitverlust (-schwankungen)
- Extreme, gehäufte Stimmungsschwankungen
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Quelle:
¹ Die Pubertät: was ist normal, wann ärztlicher Rat gefragt? (gesund.co.at)
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