Azidose
Wörtlich übersetzt handelt es sich bei der Azidose um eine Übersäuerung, es kommt vom Wort „ Acidum“, was „sauer“ heißt. Aber es gibt verschiedene Arten von Übersäuerung, die der Mediziner klar differenziert. Im allgemeinen Sprachgebrauch redet man von einer Übersäuerung, wenn der Körper eine erhöhte Säurebelastung aufweist. Doch der Unterschied zur wirklichen Übersäuerung ist gravierend, denn dabei handelt es sich um eine Stoffwechselentgleisung, die lebensbedrohlich verlaufen kann. Es kommt nicht selten vor, dass Patienten, die an einer Azidose leiden, auf der Intensivstation überwacht werden müssen.
Was ist eine Azidose?
Bei jedem Menschen sorgt der Säure-Basen-Haushalt dafür, dass unser Blut weder übersäuert wird noch sich basisch verändert. Dieses Puffersystem unseres Körpers kann den pH-Wert des Blutes in einem bestimmten Bereich halten und bei Abweichungen gegenwirken. Der ideale pH-Wert liegt zwischen 7,35 und 7,45. Von einer Azidose spricht man dann, wenn dieser Wert im Blut auf unter 7,35 pH sinkt, was bedeutet, das Blut ist zu sauer. Bewegt sich der Wert über 7,45, wird also zu basisch, kann ebenfalls eine Stoffwechselentgleisung eintreten, bei dieser Krankheit handelt es sich dann um Alkalose. Unser Körper kann, wenn er gesund ist, die pH-Werte regulieren bzw. durch Kompensation verhindern, dass eine Azidose oder eine Alkalose eintritt. Dafür müssen Mechanismen im Körper, die für diese Kompensation zuständig sind, reibungslos funktionieren.
Diese wären: das Ausatmen von Kohlenstoffdioxid, das so genannte Abatmen, und die Ausscheidung von sauren Stoffwechselprodukten durch die Niere.
Respiratorische Azidose oder metabolische Azidose
In der Medizin werden zwei verschiedene Formen der Azidose unterschieden. Es gibt die respiratorische Azidose, die auftritt wenn der Körper zu wenig Kohlendioxid abatmet und sich dann das saure Kohlendioxid im Körper ablagert, und die metabolische Azidose, die entsteht, wenn das Puffersystem den Säure-Basen-Haushalt nicht mehr kompensieren kann und eine schlagartige Senkung des pH-Wertes auslöst.
Daran erkennt man eine atmungsbedingte (respiratorische) Azidose
Die Symptome einer respiratorischen Azidose äußern sich vor allem in plötzlich auftretender Atemnot, die mit zyanotischen (blau gefärbten) Lippen einhergeht, und einem Anstieg des Blutdrucks inkl. Herzrasen. Daraus ergeben sich Schwächeanfälle und Verwirrungszustände, die sogar zum Koma führen können, die so genannte CO2-Narkose. Die Symptome werden durch eine Unterversorgung des Organismus mit Sauerstoff hervorgerufen. Die Nieren werden dabei stark belastet, da der Körper die Übersäuerung durch ein vermehrtes Ausscheiden der sauren Stoffwechselprodukte auszugleichen versucht. Ein vermehrter Harndrang aufgrund und hohe Wasserausscheidung ist die Folge.
Ist die Ausscheidung der sauren Stoffwechselprodukte über die Niere nicht genug, kann der pH-Wert im Blut noch weiter drastisch sinken und die Azidose führt zum Tode.
Ursachen der respiratorischen Azidose
Bei der atmungsbedingten Azidose (respiratorisch) funktioniert die Ausatmung des sauren Kohlenstoffdioxids nicht richtig, was zur Folge hat, dass sich das im Körper verliebende Kohlstoffdioxid in Form von Bicarbonat im Gewebe und Blut einlagert. Das kann durch folgende Gründe ausgelöst werden:
-die Krankheit Asthma bronchiale
-eine vorausgegangene Langzeitbeatmung
-eine Lungenfibrose (verstärkte Bildung von Bindegewebe in der Lunge)
– ein Lungenemphysem (irreversible Überblähung der Lungenbläschen)
– Störungen des Gehirns im Regulationszentrum für den Atem
– Unfälle, die zu einer Atemeinschränkung geführt haben (z.B. Bruch der Rippen oder Prellung des Brustkorbes)
-Einnahme von bestimmten Medikamenten, die zu Atemschwäche führen ( Schlaf- und Beruhigungsmittel oder opioide Schmerzmittel)
Daran erkennt man eine stoffwechselbedingte (metabolische) Azidose
Die Symptome einer metabolischen Azidose, die im Gegensatz zur respiratorischen Azidose seltener vorkommt, äußern sich durch eine Verstärkung der Atmung, die sehr tief wirkt. Man nennt diese Kußmaulatmung. Sinn dieser Atmung ist es, der Übersäuerung durch eine vermehrte Ausatmung des Kohlenstoffdioxids entgegenzuwirken. Bei dieser Art der Azidose gibt es eine Sonderform, die diabetische Ketoazidose, bei der der Geruch der ausgeatmeten Luft des Patienten stark an Aceton erinnert. Auch bei dieser Form von Übersäuerung kann eine Todesfolge auftreten, wenn sie nicht ausgeglichen werden kann.
Ursachen der metabolischen Azidose
Bei der stoffwechselbedingten Azidose (metabolisch) handelt es sich um eine Überlastung des Puffersystems, das den Säure-Basen-Haushalt reguliert. Der Anstieg der sauren Stoffwechselprodukte und damit eine Senkung des Blut-pH-Wertes kann verschiedene Gründe haben. Hier wird nochmal unterschieden in Additionsazidose, also eine körpereigener Anstieg der Säure oder ein Anstieg durch Zufuhr von außen und Retentionsazidose, also eine Verminderung der Ausscheidung von Säure über die Nieren.
Additionsazidose kann folgende Gründe haben:
-Diabetes mellitus, die Sonderform der Azidose, bei der der Stoffwechsel entgleist und Ketonkörper gebildet werden, evtl. wegen Insulinmangel
-vorausgegangene Schockzustände
Starke Muskelbelastungen zum Bespiel durch schwer körperliche Arbeit
-Alkoholsucht
-Diäten bzw. Mangelernährung
-Vergiftungen, die zum Beispiel durch Glykol, Methanol oder durch Medikamente wie Acetylsalicylsäure ausgelöst wurden.
Retentionsazidose hat meist ein akutes Nierenversagen oder eine chronische Niereninsuffizienz als Gründe.
Zudem gibt es noch die Subtrationsazidose, also eine erhöhte Ausscheidung von Basen bzw. ein Verlust der Bicarbonat-Ionen, die durch lang anhaltenden Durchfall oder durch überdosierte Einnahme von Entwässerungstabletten (Carbonhydrase-Hemmer) ausgelöst werden.
Wann ist ein Arztbesuch zu empfehlen bei Azidose?
Da eine Azidose lebensbedrohlich sein kann, ist es wichtig, dass ein Arzt sofort die Behandlung einleitet. Sollten also Symptome wie verstärkte, tiefe Atmung, Verwirrungszustände, Schwäche und Atemnot auftreten, muss sofort ein Notarzt verständigt werden.