Nahrungsmittelzusätze – was steckt dahinter
Wenn wir manchmal wüssten, was in unseren Lebensmitteln so alles verarbeitet wird, würde uns oft der Appetit vergehen. Denn manche Nahrungsmittelzusätze sind alles andere als appetitlich und wohl niemand käme auf die Idee, so etwas freiwillig zu essen. Haare, Sägespäne und Schimmelpilze sind nur eine kleine Auswahl der Dinge, die als Nahrungsmittelzusatz in Lebensmittel gemischt werden, um zur Konservierung, als Geschmacksverstärker oder für ansprechende Optik zu dienen.
Auch wenn diese Zusätze nicht unbedingt als gefährlich gelten, lässt sich darüber streiten, ob sie wirklich in Nahrungsmittel gehören.
Dazu kommt, dass der Verbraucher aus den Abkürzungen oder Bezeichnungen auf der Liste der Inhaltsstoffe meist nicht ersehen kann, was darin enthalten ist.
Wozu dienen Nahrungsmittelzusatzstoffe?
Bei Nahrungsmittelzusatzstoffen handelt es sich um Substanzen, die in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden, um Lebensmittel haltbarer zu machen, ihr Aussehen zu verbessern oder den Geschmack zu intensivieren. Manche dienen zusätzlich zur Ermöglichung oder Erleichterung der industriellen Herstellung. Diese Zusatzstoffe tragen eine E-Nummer, die in Ländern der Europäischen Union gilt. Es gibt verschiedene Kategorien, in die diese E-Nummern bzw. Zusatzstoffe eingeteilt sind. Dazu gehören Farbstoffe (E-100 bis E-199), Konservierungsstoffe (E-200 bis E-299), Antioxidantien (E-300 bis E-321), Säuerungsmittel (E-322 bis E-399), Gelier-, Verdickungs- und Feuchthaltemittel (E-400 bis E-429), Emulgatoren (E-430 bis E-499), Verschiedene Zusatzstoffe (E-500 bis E-949) und Süßstoffe (E-950 bis E-1518). Auffällig dabei ist, dass in der Kategorie Zusatzstoffe 450 Substanzen zugelassen sind.
Haare im Brot
Wenn man davon ausgeht, dass manche Menschen im Restaurant ihre Suppe zurückgehen lassen, wenn sie auch nur ein Haar darin finden, würden wohl die meisten Verbraucher angeekelt ihr Gesicht verzerren, wenn sie wüssten, dass in Brötchen- , Pizza- oder Brotteig noch bis vor ein paar Jahren menschliches Haar verarbeitet wurde. Genauer gesagt geht es dabei um das im Haar enthaltene L-Cystein, eine nicht-essenzielle Aminosäure, die dafür sorgt, dass der industriell hergestellte Teig schneller und besser verarbeitet werden kann und nicht an der Maschine kleben bleibt. Inzwischen ist laut EU-Richtlinien der Gebrauch menschlicher Haare zu diesen Zwecken verboten.
Es dürfen nur noch Schweinsborsten verwendet werden, in denen das L-Cystein ebenfalls vorhanden ist.
Spinnen und Läuse im Essen und Trinken
Bei Leipzig gibt es eine Stadt, die seit über 500 Jahren „lebendigen Käse“ herstellt. Der Milbenkäse ist mit einer ca. 3 Millimeter dicken Schicht der Spinnentiere umgeben, und diese Rinde soll man am besten mit verzehren. Durch die abgesonderten Stoffe der achtbeinigen Tierchen wird der Käse schneller reif. Zusätzlich soll dies als Schutz vor einer Hausstaubmilbenallergie bewahren. Beim Käse aus Würchitz ist der „Spinnentierbefall“ beabsichtigt, jedoch können diese Tierchen sich auch auf anderen Käsesorten, die in Erdkellern bis zur Reife lagern, sowie auf Trockenobst und Mehlprodukten befinden.
Liebhaber des Getränks „Campari“ wissen vielleicht, dass dessen rote Farbe „Cochenille“ (E-120) aus Läuse-Weibchen gewonnen wird, die auf dem Feigenkaktus leben.
Der knallrote Farbstoff (Karminsäure), der außer in Campari auch in Marmelade, Backwaren, oder bestimmten Wurstsorten aus Frankreich, Dänemark, Spanien und Portugal enthalten ist, wird aus getrockneten Läuse-Weibchen mit Waser herausgelöst. Auch in knallrotem Lippenstift ist dieser Stoff enthalten.
Schimmel, Pilze und Algen
Bodenbakterien und Schimmelpilze setzen bei ihrem Stoffwechsel Zitronensäure frei. Diese dient der Industrie als Konservierungsstoff, da sie Bakterienwachstum hemmt, und ebenso als Geschmacksverstärker. Enthalte ist die Citronensäure E-330 in Limonade, Süßigkeiten und in vielen Konserven. Da sich manchmal Restmengen von Pilzbestandteilen oder Sporen darin befinden, könne beim Verzehr Überreaktionen ausgelöst werden. Holzbestandteile werden von dem Hefepilz Trichoderma viride zersetzt, den man normalerweise im Erdreich findet.
Dass die Ausscheidungen des Pilzes einen intensiven Geschmack haben, der an Kokosnüsse erinnert, machte sich die Industrie zunutze, indem sie diese Pilzkultur ansetzt, um zum Beispiel Joghurt oder Schokoriegel mit dem Geschmack zu versetzen.
Der Aufdruck „natürliches Aroma“ ist nicht einmal gelogen, nur handelt es sich leider oft nicht um Kokosnuss. Aus den Braunalgenaus dem Meer wird Geliermittel (Alginat) hergestellt, mit dem unter anderem Fertigprodukte in Konserven angereichert werden, um eine gleichmäßige Verteilung von Fleischstücken (wie bei Gulaschsuppe) und anderen Inhaltsstoffen zu erreichen. Zudem wird es zur Herstellung von Pudding, Marmelade und Gelee verwendet. In Kombination mit anderen Zusatzstoffen kann sich Alginat schädlich auf die Gesundheit auswirken.
Blumenpulver und Kadaver
Die schöne, gelbe Farbe von Eidottern hat nicht selten ihren Ursprung darin, dass Geflügelzüchter ihren Hühnern Tagetes-Extrakt ins Futter mischen. Die Studentenblume hat eine gelbe Farbe und dadurch bekommt das Dotter eine schöne Farbe oder auch die Haut von Brathähnchen sieht appetitlicher aus. Alternativ zu Tagetes-Extrakt werden manchmal auch Pulver aus Paprika oder synthetische Farbstoffe wie Citranaxanthin oder Apo-Esther gefüttert.
Und dass sich in Gummibärchen, Pudding, Tortenguss und vielem mehr Gelatine aus ausgekochten Tierknochen befindet, das wissen inzwischen sicher die meisten.
Ein Blick auf die Zutatenliste gibt nicht wirklich immer eine aufschlussreiche Auskunft, dennoch lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen und ein bisschen Nachforschung, um zu wissen, was man sich dazu zuführt.