Dickmachende Lebensmittelverpackungen
Allein schon, dass Bio-Produkte in Folie eingeschweißt werden ist schon ein Hohn und ein Widerspruch für viele an sich. Aus diesem Grund werden diese eingeschweißten Gurken auch häufig nicht gekauft. Das hat aber keinesfalls den Grund, dass die Verbraucher schon wissen, was viele Wissenschaftler herausgefunden haben – nämlich dass Weichmachern in den Verpackungen dick machen sollen. Der Verdacht liegt dabei nahe, weshalb man sich an der Universität Leipzig auch schon lange mit diesem Thema befasst. Und es ist nicht so, dass dieses Problem Österreich nichts anginge, denn auch hierzulande werden Wurstwaren und auch Gemüse in Folie eingeschweißt. Im Verdacht zu Fettleibigkeit zu führen stehen dabei die in den Verpackungen enthaltenen Phthalate, die als Weichmacher verwendet werden für die Herstellung von Verpackungen. Vor allem können sie – da sie fettlöslich sind – aus der Verpackung insbesondere in fettreiche Nahrungsmittel übergehen.
Dabei lassen Phthalate Fettzellen im menschlichen Körper schneller wachsen, was zu Übergewicht führen kann. Die Untersuchungen der Wissenschaftler ergaben dabei tatsächlich, dass sich im Fettgewebe von übergewichtigen Menschen deutlich mehr Phthalate finden, als bei schlanken Menschen. Studien mit Versuchsmäusen wurden ebenfalls schon durchgeführt.
Forschungen in Österreich
Natürlich hat man sich auch in Österreich von wissenschaftlicher Seite her schon diesem Thema gewidmet. Man ist sich zwar sich, dass die Weichmacher in den Verpackungen Einfluss haben auf das Körpergewicht, doch die genauen Zusammenhänge und Mechanismen waren bisher unklar. Forscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben aber nun in Kooperation mit dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) durch Studien herausgefunden, welche Stoffwechselprozesse daran beteiligt sind und stark in den Hormonhaushalt eingreifen. Und das schon bei einer geringen Konzentration. Schon geringe Mengen führen schon zu deutlichen Veränderungen, die dann auch zur Gewichtszunahme führen.
Nachdem dies als gesichert galt, hat man die Arbeiten am UFZ darauf konzentriert die Charakterisierung der Stoffwechselprodukte im Blut zu erforschen.
Versuchstiere waren auch hier Mäuse. Dabei stellten die Forscher fest, dass insbesondere der Anteil ungesättigter Fettsäuren im Blut unter Phthalat-Einwirkung deutlich zunahm. Und letztlich wird wohl auch der Glukosestoffwechsel gestört. Verändert war zudem auch die Zusammensetzung von denen sich im Blut befindlichen Rezeptoren. Und diese sind für den Gesamtstoffwechsel wichtig.
Konsequenzen für die Verpackungsindustrie?
Da die Forschungen bisher noch nicht vollständig abgeschlossen sind, haben diese Erkenntnisse bisher keine Auswirkungen auf die Verpackungsindustrie. Diese verpackt auch weiterhin fleißig Lebensmittel in Folie, die mit Weichmachern belastet wurde bzw. durch diese elastisch gemacht wird. Dabei stuft man inzwischen die Phthalate DEHP, DBP und BBP in der EU als fortpflanzungsgefährdend ein. Das heißt diese dürfen für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen oder von Spielzeug nicht mehr verwendet werden. Zudem wird auch die Chemikalie Bisphenol A für Fettleibigkeit, für Diabetes und auch für Zeugungsunfähigkeit verantwortlich gemacht. Dennoch wird bisher dieser Stoff bei der Herstellung von vielen Lebensmittelverpackungen eingesetzt.
Es gibt natürlich Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Besonders stark belastet sind Alu-Dosen.
Prävention hängt am Verbraucher
Es ist in diesem Zusammenhang und auch in Zusammenhang mit den Folienverpackungen daher – solange es keine entsprechenden Forschungsergebnisse gibt – von Verbraucherseite verstärkt darauf zu achten, dass man keine Produkte kauft möglichst, die in Folie eingeschweißt sind. Auf diese Weise werden die Verpackungsindustrie bzw. die Lebensmittelherstellen vielleicht gezwungen über kurz oder lang ihre Verpackungsstrategien zu ändern.
Als eher halbherzig darf man da bezeichnen, wenn Lebensmittelhersteller ihre Produkte in Folie einschweißen und diese dann auch noch in einen Karton stecken.
Ein Beispiel, bei dem die Lebensmittelhersteller wohl auch in Zukunft noch keine Lösung finden werden, ist Schmelzkäse. Dieser ist eigentlich doppelt in Folie gepackt, und zwar erst einmal jede Scheibe für sich, damit sie nicht zusammenklebt und dann noch einmal in einer Folie, die das Verkaufsbündel zusammenhält. Es gibt vereinzelt aber auch schon Hersteller, die Schmelzkäse ohne Papier oder Folie anbieten, und zwar durch versetzte Stapelung, was auch eine einfache Entnahme aus der Verpackung (die praktischerweise wiederverschließbar, aber auch aus Plastik ist) ermöglicht. Allerdings gibt es nur wenige derartige Positiv-Beispiele, bei denen die Verbraucher sich um Phthalate keine Sorgen machen müssen.
Linktipps
– Food upcycling – Essen verwenden statt verschwenden
– Bestrahlung von Lebensmitteln
– Die 8 gesündesten Nahrungsmittel