Legionellen
Immer wieder hört man von Schließungen öffentlicher Gebäude oder Mietshäuser aufgrund einer Gefahr, die sich „Legionärskrankheit“ nennt. Gemeint ist damit die Infektion des Wassers mit den stäbchenförmigen Bakterien, den so genannten Legionellen. Bei schwerem Verlauf kann eine Infektion mit diesen Bakterien lebensgefährlich sein und zum Tode führen.
Was sind Legionellen und wo sind sie zu finden?
Bei Legionellen handelt es sich um Bakterien, die die Form eines Stäbchens haben und ca. 0,005 mm groß sind. Es gibt sie in vielen Arten und Untergruppen und sie sind international in Oberflächengewässern(Flüsse, Seen und noch nicht versickertes Niederschlagswasser) zu finden. Entgegen der Annahme, sie seien nur im Süßwasser lebensfähig, hat man sie nun auch schon im Meerwasser gefunden, wo sie sich ebenfalls ausbreiten können.
Da sie sich auch im Grundwasser befinden, können sie von dort aus in Wasserwerke gelangen, wo Laboruntersuchungen immer wieder eine meist geringe Konzentration von Legionellen feststellen.
Was ist die Legionärskrankheit und wie wird sie ausgelöst?
Legionärskrankheit wird die Infektion mit Legionellen genannt, nachdem diese 1976 in Philadelphia (USA) fast 200 Teilnehmer der American Legion befallen hatte, die eine schlimme Lungenentzündung bekamen, an der 29 Menschen auch verstarben. Am Anfang wusste niemand, was diese Epidemie ausgelöst hat, da der Erreger bei einer Lungenbiopsie zunächst nicht erkennbar war. Erst nach einer Silberimprägnierung konnten die Forscher das Bakterium identifizieren. In den folgenden Jahren gab es mehrere Lungenentzündungen mit Todesfolge, die auf die Legionärskrankheit zurückgeführt werden konnten. Drei der weltweit bekannt gewordenen waren: 1999 im holländischen Bovenkarspel, wo sich 233 Menschen in einem Whirlpool angesteckt hatten wovon 22 starben, im spanischen Murcia, wo 2001 durch eine Klima- bzw. Kühlanlage 805 Menschen erkrankten und 3 Menschen starben und im deutschen Ulm und Neu-Ulm, wo 2010 durch ein Rückkühlwerk 65 Menschen krank wurden wovon 5 starben.
Für fast 90% der Krankheitsfälle wird das Bakterium Legionella pneumophila verantwortlich gemacht, wobei auch andere Arten der Legionellen Gattung potentiell krank machen können.
„Legionärskrankheit“ und „Pontiac-Fieber“
Es gibt zwei unterschiedliche Arten, wie eine Legionellen Infektion verlaufen kann, bei beiden treten Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Unwohlsein, Thoraxschmerzen, Durchfall, Husten und Verwirrtheit auf. Bei der „Legionärskrankheit“ bekommen die Patienten eine schwere Lungenentzündung, die ohne ärztliche Behandlung bei jedem 5. bis 6. Patient zum Tode führt. Die Inkubationszeit liegt zwischen 2 und 10 Tagen, kann aber auch 14 Tage dauern. Das „Pontiac-Fieber“ ist viel weiter verbreitet als die „Legionärskrankheit“. 1 bis 2 Tage nach der Ansteckung bekommt der Patient Muskelschmerzen und Fieber, ähnlich wie bei einem grippalen Infekt. Die Lunge ist meist nicht betroffen und auch ohne Behandlung heilt diese Infektion von selbst.
Wer kann an Legionellen erkranken?
Ältere Menschen, Raucher und Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden häufiger von einer Legionellen Erkrankung befallen als andere. Darunter sind fast doppelt so viele Männer wie Frauen. Kinder bilden den kleinsten Anteil der Erkrankten.
Wie bekommt man eine Legionellen-Erkrankung?
Der hauptsächliche Infektionsweg erfolgt über das Einatmen von Aerosolen (Dampf, rauch, Nebel), in denen die Legionellen enthalten sind. Durch das Einatmen gelangen dies in die Lungen. Meist passiert dies in Duschen, Wasserhähnen, Schwimmbädern und Whirlpools. Auch andere Anlagen, bei denen Wasser fein versprüht oder verrieselt wird, wie bei künstlichen Wasserfällen etc., können Legionellen verbreiten. Zudem sind sie in Kühltürmen und Klimaanlagen vertreten. Ein Erkrankter kann keinen anderen anstecken, da eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung nicht stattfinden kann.
Außer durch Wasser, das Erreger enthält, und bei jemand anderem in die Luftröhre gelangt. Dies kann auch beim Verschlucken von Leistungswasser oder Beckenwasser geschehen.
Wo und wie leben Legionellen?
In Wasser, das nur ca. 20 Grad Temperatur hat, sind Legionellen lediglich in geringer Konzentration zu finden. Zwischen 30 und 40 Grad Wassertemperatur fühlen sich Legionellen am wohlsten und vermehren sich rasant. Steigt die Temperatur an die 50 Grad können sie sich kaum mehr vermehren und darüber hinaus sterben sie langsam ab. Doch erst ab einer Temperatur über 65 Grad können Legionellen sicher abgetötet werden. Für die Energiesparverordnungen sollte deshalb nicht die Temperatur der Systeme für die Trinkwasserleitungen gesenkt werden, da sonst sich dort die Legionellen prima vermehren können. Am liebsten vermehren sich Legionellen an Stellen, die eine große Oberfläche vorweisen, wie Filter oder Schlämme und Korrosionsprodukte. Die schleimigen Substanzen, die sich meist dort befinden, verhelfen ihnen zudem vor Desinfektionsmaßnahmen. In diesen Substanzen leben in einem Ökosystem mehrere Einzeller wie auch Amöben. Wenn Amöben Legionellen fressen, werden diese im Inneren der Amöbe nicht verdaut sondern kann sich sogar dort weitervermehren.
Maßnahmen gegen Legionellen
Es ist gesetzlich geregelt, dass öffentliche Gebäude wie Turnhallen und Kliniken, die Duschen enthalten, jedes Jahr nach Legionellen untersucht werden. Auch Vermieter müssen alle drei Jahre eine Probe abgeben, wenn im Haus ein Warmwasserspeicher mit über 400 Liter Fassungsvermögen steht. Der Grenzwert liegt bei 1000 Legionellen pro 100 Milliliter. Am besten ist eine Anlage, die das Wasser in regelmäßigen Abständen oder auf Dauer auf über 60 Grad erhöht. Da immungeschwächte Menschen schnell an einer Legionellen-Infektion erkranken können.
Bei welchen Umständen infiziert man sich mit Legionellen?
Ob die Erkrankung wirklich ausbricht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen kommt es stark darauf an, wie stark unser Immunsystem ist und wie hoch die Aggressivität (Virulenz) des Erregers ist, außerdem spielt die eingeatmete Menge eine große Rolle.
Der Nachweis von Legionellen
Auf zwei Wegen kann diagnostiziert werden, ob es sich bei Beschwerden, um eine Infektion mit Legionellen handelt. Entweder der Nachweis von Erregern in Blut, Stuhl oder Auswurf oder durch den Nachweis von Antikörpern im Blut. Die Antikörper-nachweis bringt allerdings erst nach 3 bis 10 Wochen ein Ergebnis, wenn die Krankheit in der Regel schon vorbei ist. w
Wie wird eine Legionellen-Infektion behandelt?
Handelt es sich um das Pontiac-Fieber, kann auf die Gabe von Antibiotika verzichtet werden, dieses heilt von alleine wieder. Bei der Legionärskrankheit wird auf jeden Fall Antibiotika eingesetzt. Dennoch ist die Behandlung schwierig, weil sich die Legionellen in den Fresszellen verschanzen und noch dazu gegen viele Antibiotika-Arten immun sind. Deshalb werden Antibiotika eingesetzt, die auch im Zellinneren wirken. Die Gabe erfolgt zu Anfang als Infusion, danach ca. 2 bis 3 Wochen oral. Wichtig ist, die Meldung an die Gesundheitsbehörde, um eine Epidemie zu verhindern.