Antibiotika im Fisch
Fisch ist ein Lebensmittel, das die ganze Weltbevölkerung isst. Und nach diversen Fleischskandalen scheint die Zahl der Fisch-Liebhaber nochmal gestiegen zu sein. Doch die riesige Menge an Fisch kann nicht mehr aus dem Ozean geholt werden, da das zunehmend für ein Ungleichgewicht im Meer und ein Artensterben sorgt. Man ging deshalb dazu über, Aquakulturen anzulegen und Fische dort zu züchten. Doch um die Gesundheit der enormen Fischmassen zu gewährleisten, bekommen diese immer häufiger Antibiotika, welches verhindern soll, dass ein Massensterben ausbricht, jedoch mit den Fischgerichten auch auf unseren Tellern landet.
Der riesige Bedarf an Fisch
Noch vor ein paar Jahrzehnten ging man davon aus, dass die Nahrungsquellen aus den Ozeanen unerschöpflich seien und wir immer genug Fisch zu essen hätten. Da sich die Zahl der Menschen auf der Erde seit 1960 fast verdoppelt hat, ist auch der Bedarf an Fisch um einiges höher geworden. Die industriellen und technisierten Fischereiflotten fangen täglich eine riesige Menge an Fisch. Ausgerüstet sind sie dafür mit Radaranlagen, Echoloten und sogar Hubschraubern, die die profitversprechenden Fischschwärme lokalisieren und den fang leichter machen.
Oft sind die Netze und Leinen, in denen die Fische gefangen werden, kilometerlang und können somit bis zu 3.000 Tonnen Fisch fangen, wie es der spanische Thunfischfänger „Albatun Tres“ vormacht.
Die Fischbestände sind ausgeschöpft
Die Hälfte der Menschheit braucht Fisch als Eiweißlieferant. Da der Bedarf so hoch ist, steigen auch die Preise für das meist gehandelte Gut auf einen immensen Güterwert von 130 Milliarden Dollar. Fast 12% der Bevölkerung braucht die Fischzucht und Fischerei, um seine Existenz zu sichern. Laut einem Statusbericht der Welternährungsorganisation, welcher alle zwei Jahre die Entwicklung der Fischbestände aufzeigt, besteht für Fischbestände eine große Gefahr.
Fast 75% der Fischbestände in den Meeren gilt schon als überfischt oder ist knapp an der Tragfähigkeitsgrenze angekommen. Manche Fischarten gibt es schon kaum oder gar nicht mehr, da sie wegen der hohen Fangquote ausgestorben sind. Das Ökosystem Meer leidet an der Überfischung und nicht nur das Meer sondern auch die Existenz vieler Menschen ist durch die dramatische Überfischung gefährdet. Das Entstehen der Aquakulturen sollte dem ganzen Einhalt gebieten. Kommerzielle Unterwasserfarmen, die der Fischzucht dienen, sollten der Überfischung der Meere entgegenwirken. Jedoch geht es dabei um eine Massentierhaltung, genauso wie wir es aus Kuh-, Schwein- oder Hühnerställen kennen.
Viele Tiere auf engem Raum werden gemästet und mit Antibiotika gefüttert, um ansteckende Krankheiten und Massensterben und damit Einnahmeeinbußen zu verhindern.
Sind Aquakulturen dennoch eine gute Alternative?
Der Vorteil der Aquakulturen liegt deutlich auf der Hand: durch die Deckung des Bedarfs an Fisch und Meeresfrüchten aus Aquakulturen kann sich der überfischte Fischbestand in den Ozeanen wieder erholen. Zudem schaffen Aquakulturen viele Arbeitsplätze vor allem in sozialschwachen Gebieten und sorgen so für ein stabiles Einkommen der Einwohner. Auch die Methoden, wie die Fische aus Aquakulturen gefangen werden, sind um einiges umweltfreundlicher und es gibt keine Hochseetrawler, die die Umwelt verschmutzen.
Alles Gründe, warum Aquakulturen immer beliebter werden und dieser Sektor des Lebensmittelbereiches ständig wächst .Fast 50% des Gewichts an Krebs- und Weichtieren sowie Fischen wird inzwischen in Süß- und Meerwasserzuchten gemästet. Davon kommen fast 90% aus dem asiatischen Raum, vor allem aus China, welches fast 60% der Aquakulturproduktion einbringt. Aus dem europäischen Raum kommen ca. 4,2% der Gesamtmenge. Die Überlegung geht dahin, Monoaquakulturen aufzubauen, die sich hauptsächlich auf eine Spezies konzentrieren. Doch je mehr Tiere auf einem Raum leben und je weniger die Arten vermischt werden, desto größer ist das Risiko für Krankheiten.
Aquakultur und Antibiotikaeinsatz
Im Oktober 2014 wurde ein Bericht veröffentlicht, in dem die Untersuchungen aus Aquakulturen in elf verschiedenen Ländern auf ihren Antibiotikagehalt hin schriftlich festgehalten wurden. Dabei testete man Forellen, Wels, Shrimps, Tilapia (Buntbarsch), Lachs und Pangasius.
Das Ergebnis zeigte, dass fünf unterschiedliche Arten von Antibiotika in dem untersuchten Meerestieren zu finden war: Oxytetracyclin, 4-Epi-Oxytetracyclin, Sulfadimethoxin, Ormetoprim und Virginiamycin.
Sogar bei Zuchtlachsen, die besonders als „antibiotikafrei“ deklariert waren, wurden Rückstände von Antibiotika gefunden. Was auffällt ist, dass selbst bei Tieren, die im freien Meer leben schon Antibiotika nachgewiesen wurde, und bisher weiß noch keiner genau, wie so etwas passieren kann. Es lässt sich nur vermuten, dass entweder die Etikettierung der Ware mit Absicht oder aus Versehen falsch war, oder aber das Gewässer wurde durch Abwasser der Aquakulturen kontaminiert.
Strengere Grenzwerte für Medikamentenrückstände
In Teilen Europas verfügen die Ämter für Lebensmittelsicherheit inzwischen, dass die Grenzwerte für Rückstände von Antibiotika in Fleisch und Fisch drastisch gesenkt werden müssen. Dafür ist es wichtig, dass die Tiere vor der Verarbeitung zum Lebensmittel die Medikamente restlos abgebaut haben müssen. Gewisse Grenzwerte erlauben jedoch ein geringes Maß an Rückstandsmengen im Lebensmittel, dies darf allerdings kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher darstellen. Als Maßstab dafür gelten die ADI „Acceptable Daily Intake“ -Werte, welche aufzeigen, in welcher Menge ein Stoff, der ein Leben lang täglich eingenommen wird, nicht als gesundheitsgefährdend gilt.
Antibiotikaresistenz tritt auch bei Tieren auf
Dass immer mehr Menschen eine Resistenz gegen viele Antibiotika-Stämme ausgebildet haben, ist hinreichend bekannt. Dasselbe wird geschehen, wenn in den Aquakulturen immer mehr Antibiotika eingesetzt wird. Das hat zur Folge, dass es immer mehr Infektionen mit multiresistenten Keimen geben wird, die das Leben von Mensch und Tier bedrohen.
Darf man überhaupt noch Fisch essen?
Um die Fischbestände auch für die Zukunft zu schützen, ist es mehr als wichtig, dass das Fischereimanagement nachhaltiger wird und weitflächige Schutzgebiete in den Meeren abgegrenzt werden.
Dazu müssen Hersteller und auch Verbraucher etwas tun. Wer Verantwortungsbewusstsein für die Situation zeigen will, sollte beim Einkauf darauf achten, dass er nur Fisch aus kontrollierter Herkunft einkauft. Wenn auf einer Produktpackung das blaue MSC-Siegel vom Marine Stewardship Council aufgedruckt ist, weist dies darauf hin, dass es sich um nachhaltig gefangenen Wildfisch handelt.
Zudem gibt es seit dem Jahr 2012 das europaweit gültige Siegel für schonende Aquakultur: das Aquaculture Stewardship Council, kurz ASC. Wer für die Gesundheit der Fische und damit auch auf seine eigene achten möchte, sollte nur noch Fisch aus ökologisch nachhaltigen Fischereibetrieben und Aquakulturen essen.
Linktipps
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– Übergewicht bei Kindern durch Antibiotika